Britische Regierung will Kindern ab 11 Jahren Fingerabdrücke abnehmen

Ab 2010 sollen in Großbritannien nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern zwischen 11 und 16 Jahren bei der Ausstellung eines Passes die Fingerabdrücke abgenommen werden.

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Von
  • Florian Rötzer

Das britische Innenministerium plant, ab 2010 auch Fingerabdrücke von Kindern im Alter zwischen 11 und 16 Jahren abzunehmen und zu speichern. Wie die britische Times berichtet, die Einsicht in vertrauliche Dokumente des Ministeriums erhalten hat, soll die Massenabnahme von biometrischen Daten nach den Plänen im ersten Jahr bei 295.000 Jugendlichen unter 16 Jahren erfolgen, die einen Antrag auf die Ausstellung eines Passes stellen. Die biometrischen Daten – Fingerabdrücke, Iris- oder Gesichtsscans – werden ab nächstem Jahr nach dem 2006 verabschiedeten Identity Cards Act in die zentrale Nationale Datenbank NIR eingespeist. Personalausweise werden ab 2009 ausgegeben, sind aber bislang nicht vorgeschrieben.

Kinder unter 16 Jahren fallen zwar nicht unter dieses Gesetz, aber das Innenministerium plant, im Jahr 2011 bereits die Fingerabdrücke von 545.000 11- bis 16-Jährigen abgenommen zu haben. Die Daten werden zuerst in der Datenbank des Immigration and Nationality Directorate, in der sich auch die Daten der Asylbewerber befinden, gesammelt und ab dem 16. Lebensjahr dann in das NIR überführt. Bis 2014 sollen dann die Fingerabdrücke von jährlich 495.000 Kindern abgenommen werden.

Die Opposition, in Großbritannien die Konservativen und Liberalen, wenden sich gegen diese Pläne. David Davis, der von den Tories als Innenminister vorgesehen ist, kritisiert, dass damit die Unschuldsvermutung aufgehoben werde: "Mit der Abnahme von Fingerabdrücken bei allen Kindern ist diese Regierung offenbar entschlossen, große und einmalige Veränderungen des Verhältnisses zwischen dem Bürger und dem Staat durchzusetzen." Datenschützer warnen schon länger, dass Großbritannien zu einer Überwachungsgesellschaft wird.

Zudem wird deutlich, dass biometrische Pässe immer teurer werden. Abgesehen von teils langen Fahrten zu den Ämtern, in denen biometrische Ausweise beantragt werden können, sollen die Preise für ePässe bis zum Oktober um weitere 15 Euro auf dann 110 Euro steigen. Seit Dezember 2005, als die neuen biometrischen Pässe eingeführt wurden, stiegen die Kosten damit um mehr 80 Prozent. Kinderpässe, die jetzt 65 Euro kosten, sollen ab Oktober 85 Euro teuer sein. Gut kassieren will der Staat auch, wenn Frauen heiraten und ihren Namen ändern (53 Euro), wenn ein Personalausweis verloren geht (40 Euro), eine kaputte Karte ersetzt (38 Euro) oder die Adresse verändert werden muss (9 Euro). In Deutschland kostet der ePass noch 59 Euro, für Personen unter 26 Jahren 37,50 Euro. Ab 1. November sollen in die Pässe neben dem Gesichtsbild auch zwei Fingerabdrücke gescannt und gespeichert werden. Tests bei 20 Passbehörden haben bereits am 1. März begonnen. Von Preiserhöhungen ist bislang nicht die Rede. (fr)