Neue Meilensteine der Bluetooth-Spezifikation in Sicht

Die Bluetooth Special Interest Group nennt erstmals konkrete Zeitpläne für die Integration des Highspeed-Funks namens Ultra Wideband.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Die Bluetooth Special Interest Group schreibt den Fahrplan für die künftige Entwicklung ihrer Nahfunktechnik fort. Anfang 2006 soll zunächst eine EDR 2.0 genannte Version erscheinen und im Jahresabstand die angekündigte Integration der Highspeed-Technik UWB folgen (Ultra Wideband). EDR steht für Enhanced Data Rate und ist verwirrenderweise schon Teil der Bezeichnung für das erste Verfahren, das gegenüber dem Bluetooth-Urahn eine Geschwindigkeitssteigerung brachte, nämlich 2.0+EDR. 2.0+EDR etabliert sich gerade im Markt und beschert einen Sprung von brutto 1 MBit/s auf brutto 3 MBit/s. Weitere Themen der künftigen Spezifikationen sind verbesserte Sicherheitsmechanismen, erweiterte Topologie und Verbesserungen des Quality of Service.

Die Geschwindigkeitsbezeichnungen "Medium Rate" und "High Rate", die ursprünglich als Synonyme für kommende Spezifikationen galten, stellt man inzwischen in den Hintergrund, und nennt die künftigen Meilensteine Lisbon und Seattle. Lisbon, das EDR 2.0 enthalten wird, ist als nächste Core-Version weitgehend festgeklopft und könnte daher bereits ab der zweiten Jahreshälfte 2006 erste Prototypen bescheren. Details nannte die SIG bisher nicht, aber ursprünglich sollte dieser Schritt drei Betriebsarten von brutto 4, 8 und 12 MBit/s zusammenfassen und unter optimalen Bedingungen Nettodurchsatzraten von rund 10 MBit/s liefern.

Mit Seattle will man die UWB-Integration spezifizieren. Mike Foley, Executive Director der Bluetooth SIG, erwartet diese Version im ersten Quartal 2007. Künftige Bluetooth-Geräte dürften damit mehrere hundert MBit/s übertragen. Freilich ist noch weithin ungeklärt, welches von zwei inkompatiblen UWB-Verfahren eingebaut wird. Seit Jahren stehen sich mit der WiMedia Alliance und dem UWB Forum zwei widerstreitende Lager gegenüber. Zurzeit scheint das UWB Forum der WiMedia Alliance in puncto Bluetooth-Verschmelzung voraus. Freescale, eines der Schwungräder des UWB Forum, gelang Mitte Oktober eine erste Demonstration ihrer DS-UWB-Technik in Zusammenarbeit mit Open Interface. Freescale steuerte den UWB-Chip XS110 bei, für den Open Interface seinen Bluetooth-Protokollstack angepasst hat. Der XS100 ist für brutto 110 MBit/s ausgelegt. Nachfolger, an denen Freescale arbeitet, sollen ein Vielfaches dessen erreichen.

Freilich sieht der Bluetooth-Fahrplan keine direkte Stack-Anpassung an die UWB-Hardware vor, sondern vielmehr eine Konvergenzschicht. Unter dieser könnte dann sowohl DS-UWB des UWB Forum als auch OFDM-UWB der WiMedia Alliance laufen -- ohne Unterschied für die höheren Bluetooth-Protokollschichten. Gleich beide Verfahren in Bluetooth einzubetten, so Foley, komme nicht in Frage. Bis sie sich für eines der beiden Verfahren entschieden hat, hofft die SIG, dass auch die welweite Regulierung für die UWB-Technik geklärt sein wird. Bisher hat lediglich die US-amerikanische Regulierungsbehörde FCC einen Frequenzbereich zugeteilt. UWB-Verfechter haben aber inzwischen bei anderen Regulierungsbehörden Bewegung ausgemacht, hin zu einem weltweit akzeptierten UWB-Betrieb. (dz)