E-Payment-Spezialist Neteller zahlt 136 Millionen Dollar an US-Justiz

Im Gegenzug wird ein Verfahren wegen Verschwörung und Unterstützung illegaler Glücksspielaktivitäten eingestellt. Das britische Unternehmen Neteller gehört zu den größten Finanzdienstleistern im weltweiten Online-Glücksspielgeschäft.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der britische E-Payment-Spezialist Neteller, mit mehreren Millionen registrierten Kunden und jährlichen Transaktionsvolumina im Milliardenbereich einer der größten Finanzdienstleister im weltweiten Online-Glücksspielgeschäft, hat sich mit der US-Justiz auf einen Handel verständigt. Gegen die Zahlung von 136 Millionen US-Dollar und dem Eingeständnis, dass das Unternehmen gegen US-Gesetze verstoßen hat, wird ein Verfahren wegen Verschwörung und Unterstützung illegaler Glücksspielaktivitäten eingestellt. Das Unternehmen muss zudem eingefrorene Gelder in Höhe von 94 Millionen US-Dollar an Kunden aus den USA zurückzahlen und steht 18 Monate lang unter besonderer Aufsicht der US-Behörden.

Seit Inkrafttreten des "Unlawful Internet Gambling Enforcement Act" im vergangenen Herbst sind nicht nur Online-Casinos und Sportwettenanbieter im Internet verstärkt ins Visier der US-Strafverfolger gerückt, auch die dahinter stehende Finanzbranche wird kräftig aufgemischt. Das Anti-Glücksspiel-Gesetz untersagt unter anderem Banken und Kreditkartenunternehmen, Transaktionen zwischen US-Bürgern und Online-Casinos außerhalb der USA durchzuführen. Im Januar hatte die New Yorker Staatsanwaltschaft die Gründer und ehemaligen Direktoren von Neteller, Stephen Lawrence und John Lefebvre, unter dem Vorwurf verhaften lassen, US-Kunden dabei behilflich gewesen zu sein, illegale Transaktionen mit Online-Glücksspielfirmen in Übersee abzuwickeln.

Sowohl Lefebvre als auch Lawrence hatten sich zuletzt der Verschwörung im Zusammenhang mit Internet-Glücksspielen schuldig bekannt und Geldbußen von 100 Millionen US-Dollar akzeptiert. Sie sagten den Strafverfolgern zudem ihre Unterstützung bei weiteren Untersuchungen zu. Beiden drohen nun fünf Jahre Haft. Die Urteile sollen Ende Oktober und Anfang November gesprochen werden. Neteller, das seinen Sitz auf der Isle of Man hat, musste das USA-Geschäft komplett einstellen und verlor dadurch einen Großteil seiner Kunden. Noch im vierten Quartal 2006 sollen Personen aus Nordamerika für 75 Prozent der durchschnittlich 3.493 Neuanmeldungen pro Tag bei Neteller verantwortlich gezeichnet haben.

Als Folge des drastischen Geschäftsrückgangs musste das Unternehmen bereits hunderte von Mitarbeiter entlassen und kündigte eine umfassende "Reorganisation und Neustrukturierung der Geschäftsaktivitäten" an. Probleme gibt es offenbar inzwischen auch in Israel. Seit dem heutigen Donnerstag nimmt Neteller keine Gelder mehr von israelischen Kunden an, wenn die Transaktion im Zusammenhang mit einem Glücksspielangebot steht. Ab 1. August werden auch keine Auszahlungen mehr vorgenommen. Sein Hauptaugenmerk will Neteller, das von der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA (Financial Services Authority) als E-Payment-Institut zugelassen ist, künftig auf den europäischen und den asiatischen Markt richten. Die Kosten für die Neuausrichtung beziffert das Unternehmen allein für dieses Jahr auf 3,7 Millionen US-Dollar. (pmz)