Mathematiker will Zukunft voraussagen

Der US-amerikanische Mathematiker John Casti behauptet, man könne wie bei einer Wettervorhersage prognostizieren, dass bestimmte Klassen von Ereignissen mit höherer Wahrscheinlichkeit eintreten als andere.

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Der in Wien lebende US-Mathematiker John Casti behauptet in seinem nächsten Buch, das Anfang 2006 erscheinen soll, die Zukunft vorhersagen zu können. Ihn interessieren dabei nicht spezifische Ereignisse, sondern gesellschaftliche Phänomene, erläutert Casti im Interview mit Technology Review aktuell. Man könne wie bei der Wettervorhersage prognostizieren, dass bestimmte Klassen von Ereignissen mit höherer Wahrscheinlichkeit eintreten als andere. Dabei geht er von der Annahme aus, dass die gesellschaftliche Stimmung die Ursache gesellschaftlicher Ereignisse ist. Eine gute Nachricht hat Casti nicht parat: "Meiner Ansicht nach befinden wir uns an einem Wendepunkt, ungefähr seit dem Jahr 2000, von einem stark positiven Trend zu einer negativen Entwicklung, die wahrscheinlich einige Jahrzehnte anhalten wird."

Der Kern der gesellschaftlichen Stimmung befindet sich nach Castis Erkenntnissen auf der individuellen Ebene, und zwar in den älteren Teilen des Gehirns. "Im Menschen ist eine Art Herdenmentalität angelegt: Menschen schließen sich in Gruppen zusammen, entwickeln ein Gruppendenken, weil dies einen evolutionären Vorteil bietet. [...] Wenn Individuen anfangen, etwas zu glauben, verbreitet sich dieser Glaube in der Bevölkerung wie eine Art Krankheit." Die Stimmung wirke sich darauf aus, welche Bücher die Menschen lesen, welche Musik sie hören. "Langfristig gilt das auch für die politische Einstellung, für die Religion und letztlich das gesamte Leben."

Das komplette Interview mit John Casti in Technology Review aktuell: (anw)