Open-Source im Web-Mapping-Bereich auf dem Vormarsch

Autodesk gibt seine Software zur Verbreitung vektorbasierter Geodaten im Internet unter der GNU Lesser General Public License frei. Eine Stiftung soll die Web-Mapping-Technologie in der Open-Source-Gemeinde weiter fördern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Open-Source-Geodaten-Projekt der Stadt Mainz: Grafische Darstellung der Lärmbelastung in den einzelnen Stadtteilen [Klicken für Großansicht]

Der kalifornische Konstruktionssoftware-Spezialist Autodesk hat angekündigt, die Weiterentwicklung seiner Software "MapGuide" zur Verbreitung vektorbasierter Geodaten im Intra- und Internet unter der LGPL (GNU Lesser General Public License) freizugeben. Auszüge des Quellcodes der neuen Web-Mapping-Plattform (bislang unter dem Codenamen "Tux" bekannt und künftig als "MapServer Enterprise" geführt) sind derzeit schon auf der Website der neu gegründeten MapServer Foundation einsehbar. Der komplette Source Code von "MapServer Enterprise" soll Anfang 2006 verfügbar sein.

Mapserver-Programme werden dazu genutzt, in einer Datenbank abgelegte Geodaten (beispielsweise Landkarten) so aufzubereiten, dass Anwender über das Web auf sie zugreifen können – etwa zur Darstellung von Stadtplänen mit aktuellen Standorten bei der Offboard-Navigation per Handy und GPS-Unterstützung. Autodesk will der Open-Source-Gemeinde auch den Quellcode der hauseigenen Technik "Feature Data Objects" (FDO) zugängig machen, die eine Programmierschnittstelle (API) zur Verarbeitung der Geoinformationsdaten enthält. Zu den von FDO unterstützten Standards gehören unter anderem ArcSDE, WFS, WMS, SHP, ODBC und MySQL. "MapServer Enterprise" unterstützt aktuelle Java-, PHP- und .NET-Tools und ermöglicht Programmierungen sowohl für Linux als auch Windows.

Mit der Freigabe der Software als Open Source kommt Autodesk eigenen Angaben zufolge vor allem den Entwicklern entgegen. Diese hatten sich unter anderem für eine schnellere Integration neuer Funktionen in Map Guide ausgesprochen. "Die Entscheidung, diesen Beitrag zur Open-Source-Gemeinde zu leisten, fiel aufgrund des Wunsches vieler Kunden nach häufigeren neuen Produktversionen und niedrigeren Betriebskosten", erläutert Chris Bradshaw, Vice President Infrastructure Solutions Division bei Autodesk. "Autodesk engagiert sich und wird sicherstellen, dass die Open-Source Web-Mapping-Technologie weite Verbreitung findet, weiterentwickelt wird und der wachsenden Geoinformations-Gemeinde und dem Markt dienlich ist."

Auf der Website der MapServer Foundation, die mit der Koordination der Open-Source-Aktivitäten betraut wurde und von Autodesk finanziell unterstützt wird, steht auch die "MapServer"-Originalplattform zur Verfügung, die mit mehr als 10.000 Downloads pro Monat zu den führenden Web-Mapping-Plattformen im Open-Source-Bereich gehört. Um Verwechselungen zu vermeiden, wurde "MapServer" jetzt allerdings zu "MapServer Cheetah" umgetauft. Autodesk selbst will 2006 eine kommerzielle Version von "MapServer Enterprise" unter dem Namen "Autodesk MapServer Enterprise" herausbringen sowie eine Entwicklungsumgebung, die Geodaten verwaltet und die Daten für die Verbreitung über das Internet vorbereitet.

Jüngstes Beispiel einer auf Open-Source-Basis (unter anderem wurde MapServer eingesetzt) entwickelten Geoinformations-Anwendung ist die Stadt Mainz. Dort können interessierte Bürger seit kurzem über das Internet geografische Basis- und Fachdaten, die bislang nur einem kleinen Fachanwenderkreis innerhalb der Verwaltung zugängig waren, einsehen. Die geografischen Daten visualisieren Grundlagendaten in Form von vergrößerbaren Übersichtskarten (Stadtplan, Kataster, Luftbilder) und unterlegen sie mit Informationen. Eine Abfrage der hinterlegten Informationen, Messungen von Strecken und Flächen ist ebenso möglich wie die Suche nach Straßen und Hausnummern. Sie stellen außerdem Fachdaten aus den Bereichen Umwelt (Lärmdaten, Mobilfunk, Thermalkartierung), Planen, Bauen, Wohnen (Flächennutzungsplan, Bebauungspläne) sowie Verkehr (Behindertenparkplätze, Parkhäuser) dar. (pmz)