Neues Ermittlungsverfahren gegen früheren Mobilcom-Chef Schmid

Der Verdacht auf Bankrott und Betrug sowie Beihilfe zum Bankrott sind die neuen Vorwürfe, mit denen Schmid sich konfrontiert sieht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Die Kieler Staatsanwaltschaft hat ein neues Ermittlungsverfahren gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden der Mobilcom AG, Gerhard Schmid, und dessen Ehefrau, Sybille Schmid- Sindram, eingeleitet. Oberstaatsanwalt Uwe Wick bestätigte gegenüber dpa am Freitag einen entsprechenden Bericht der Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Als Grund für das Verfahren nannte er den Verdacht auf Bankrott und Betrug sowie Beihilfe zum Bankrott. Das Verfahren sei bereits im Januar eingeleitet worden, sagte Wick.

Schmid soll demnach einen bedeutenden Bestand von Mobilcom-Aktien bei der Beantragung seiner privaten Insolvenz verschwiegen haben, schreibt das Blatt. Die Aktien lagerten auf dem Depot einer Bank in Liechtenstein, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Kiel. Sie habe daher auf Grund eines Beschlusses des Amtsgerichts Durchsuchungen vorgenommen und Unterlagen beschlagnahmt, sagte Wick. Schmid hatte im Februar 2003 private Insolvenz angemeldet.

Das jetzige Verfahren ist das dritte gegen Schmid. In zwei Fällen hat die Staatsanwaltschaft bereits Anklage erhoben. In einem Fall wurde Schmid vorgeworfen, als früherer mobilcom-Chef etwa 70 Millionen Euro an die Firma Millenium seiner Ehefrau gezahlt zu haben. Ein Teil davon sei ohne vertragliche Grundlage geleistet worden; dem Konzernunternehmen Mobilcom Kommunikationstechnik GmbH sei ein Schaden von mindestens 16 Millionen Euro entstanden.

Dem zweiten Fall lag eine Strafanzeige der Landesbank Sachsen zu Grunde: Sie hatte Schmid im Jahr 2002 ein Darlehen von umgerechnet 102 Millionen Euro für einen Prestigebau an der Kieler Förde gekündigt. Später wurde Schmid gerichtlich verpflichtet, einen Teilbetrag von umgerechnet rund 10 Millionen Euro zu zahlen. Danach soll er laut Staatsanwaltschaft Gesellschaftsanteile an einen Luxemburger Trust übertragen haben, wodurch eine Zwangsvollstreckung der Landesbank Sachsen erfolglos blieb.

Schmid, der es mit Mobilcom unter die 100 reichsten Deutschen geschafft hatte, wollte in bester Lage an der Kieler Innenförde Büros und Wohnungen schaffen. Die Fast-Pleite des von ihm gegründeten Unternehmens und seine private Insolvenz ließen das Projekt platzen. Als mobilcom-Chef hatte er France Telecom zum Partner gemacht, um seine Vision von einem eigenen UMTS-Netz seines Büdelsdorfer Unternehmens Wirklichkeit werden zu lassen. Doch 8,4 Milliarden Euro für eine Lizenz des Mobilfunkstandards ließen sich auch mit Hilfe des Partners kaum schultern -- France Telecom drehte im Juni 2002 den Geldhahn zu, Mobilcom entging nur knapp dem Aus, Schmid musste seinen Vorstandsposten nach langwierigen Streitigkeiten räumen. (tol)