Axel Springer AG setzt auf digitale Medien
Die Axel Springer AG präsentierte ein gutes Jahresergebnis und gab gleichzeitig den Ausbau der digitalen Aktivitäten bekannt; so übernimmt das Verlagshaus den börsennotierten Finanzdienstleister wallstreet:online.
Die Axel Springer AG hat im Geschäftsjahr 2006 das "dritte Rekordergebnis in Folge" erwirtschaftet. Das Verlagshaus erwirtschaftete 291 Millionen Euro Gewinn und damit 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie der Medienkonzern am heutigen Mittwoch in Berlin bekannt gab, will Springer in Zukunft verstärkt auf digitale Medien setzen; bereits 5 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen im Internet. Zur neuen Strategie gehört die Übernahme der Mehrheit an der Berliner wallstreet:online AG.
Springer profitierte nach eigenen Angaben maßgeblich von gestiegenen Anzeigenerlösen, Beteiligungsergebnissen und der "fortgesetzten Kostendisziplin". Insgesamt ging der Konzernumsatz allerdings von 2,39 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,37 Milliarden zurück. Springer führt in diesem Zusammenhang vor allem die Auslagerung der Tiefdrucksparte an. Der Umsatz des Kerngeschäfts 2006 wuchs dagegen um 1,2 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro. Steigende Anzeigeneinnahmen (plus 3,5 Prozent) glichen dabei eine Rückgang der Verkaufserlöse mehr als aus. Von der Belebung des Anzeigenmarktes hätten insbesondere die Zeitungsgruppe Berlin, das Hamburger Abendblatt und die polnische Dziennik profitiert, teilte das Unternehmen mit. Bedingt durch die Auslagerung der Tiefdrucksparte gingen die übrigen Einnahmen deutlich um 41,5 Millionen auf 185,2 Millionen Euro zurück. Aufgrund der dennoch "sehr guten Ertragsentwicklung" wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vorschlagen, die Vorjahresdividende von EUR 1,70 auf EUR 3,50 zu erhöhen.
Der Medienkonzern will in diesem Jahr sein Geschäft vor allem mit digitalen Projekten ausbauen. "Unser Ziel für 2007 steht fest: Expansion mit Schwerpunkt im digitalen Geschäft" sagte Vorstandschef Mathias Döpfner am heutigen Mittwoch in Berlin und wies unter anderem auf den neu gestalteten Auftritt von Welt Online als multimediales Nachrichtenportal und die vereinbarte E-Commerce-Kooperation mit KarstadtQuelle hin. Zur digitalen Strategie gehört auch die Übernahme der Mehrheit an dem börsennotierten Finanzdienst wallstreet:online, die Springer heute ebenfalls bekannt gab. Der Konzern übernimmt 50,1 Prozent der wallstreet:online AG und 75,1 Prozent an der wallstreet:online capital AG von Gründer André Kolbinger sowie dessen Familie. Das Finanzportal sei das zweitgrößte in Deutschland und mit 350.000 Mitgliedern die größte Anlage-Community des Landes, hieß es aus Berlin. Die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zugelassene Gesellschaft gehöre mit zwei weiteren Angeboten zu den führenden Fondsvermittlern. Der Erwerb steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Kartellamt und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.
Um die "dynamische Entwicklung digitaler Unterhaltungsangebote" mitzugestalten, gründet Springer zudem eine Gesellschaft für "universelle Content-Navigation". Die Axel Springer Digital TV Guide GmbH soll Elektronische-Programmführer (EPG) für Digitalreceiver, Spielekonsolen, PCs oder Handys liefern und dafür eng mit den Redaktionen der Programmzeitschriften des Verlags zusammenarbeiten. Als digitale Erweiterung des Anzeigengeschäfts soll das Unternehmen außerdem an der Entwicklung elektronischer und interaktiver Werbemöglichkeiten arbeiten.
Nicht Teil von Springers Aufbruch ins digitale Zeitalter wird dagegen wohl das Portal Immobilienscout24. Der Berliner Großverlag hatte sich nach der Übernahme des Immonet auch an einem Einstieg bei Immobilienscout24 interessiert gezeigt, dann aber von den Plänen Abstand genommen. Eine an den New-Economy-Hype erinnernde Bewertung von 650 Millionen Euro war den Verlagskaufleuten dann doch zu üppig. (vbr)