Fusion von Google und DoubleClick unter Beobachtung der Wettbewerbshüter

Beim Bundeskartellamt wird dieser Tage der Auftrag aus Brüssel erwartet, die Fusion von Google und DoubleClick zu prüfen. Derweil gibt es weiter Kritik an dem Mega-Deal.

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Von
  • Monika Ermert

Beim Bundeskartellamt hat man sich schon einmal vorbereitet: In Kürze erwarten die deutschen Wettbewerbshüter aus Brüssel den Antrag, die Fusion von Google und DoubleClick zu prüfen. Ein Sprecher der Behörde wies gegenüber heise online darauf hin, dass nach Eingang der Anfrage den nationalen Behörden nur etwa 14 Tage Zeit bleiben, um zuzustimmen oder eine eigene Prüfung zu verlangen. Wie die deutschen Kartellwächter sich entscheiden, dazu könne er noch keine Aussage machen.

In Brüssel trat man zunächst einmal dem Hinweis der US-Organisation Electronic Privacy Information Center (EPIC) entgegen, dass es eine laufende Untersuchung der Fusion gebe. EPIC hatte am 6. Juli gemeldet, die Kommission habe ein Verfahren eröffnet. Kurz zuvor hatte sich die Europäische Verbraucherschutz-Dachorganisation BEUC mit ihren Bedenken über die Fusion an die Kommission gewandt. Nachteile für die Verbraucher im Bereich des Datenschutzes sind das Hauptmotiv der BEUC-Aktion, sagte Cornelia Kutterer, die bei BEUC mit dem Vorgang betraute Juristin.

Verschlechterungen im Datenschutz monierte auch Scott Cleland von der Beraterfirma Precursor LLC in einer in dieser Woche vorgelegten 35 Seiten starken Studie zu den möglichen Folgen des 3,1-Milliarden-Einkaufs des "Don't be evil"-Konzerns. Cleland warnt darin allerdings vor allem vor einer Einschränkung des Wettbewerbs im Bereich der zielgerichteten Onlinewerbung (targeted adverstisment). Auf Googles Konto gingen immerhin 650 Millionen Besuche monatlich, damit erreiche der Konzern 77 Prozent der Internetweltbevölkerung. Die Anzeigen von DoubleClick erreichten laut Schätzungen von EPIC 80 bis 85 Prozent der Internetnutzer.

Bei den Werbern bringe eine mögliche Fusion hunderte von großen Google-Werbekunden und 10.000 kleiner Werber zusammen mit 1500 Anzeigenkunden. Nach Ansicht von Cleland handelt es sich zudem um eine horizontale Integration hin zu einem Monopol. Denn die beiden Unternehmen verfügten über jeweils marktmächtige und derzeit konkurrierende Technologieplattformen für den Online-Werbemarkt. Er verglich dies mit einer Fusion der New Yorker und der Londoner Börse, von Bloomberg und Factset oder von den Top 15 Wallstreet-Bankhäusern. Von den US-Wettbewerbshütern bei der Federal Trade Commission (FTC), die die Fusion derzeit prüft, möchte Cleland daher ein Verbot.

Der US-Verband Computer & Communications Industry Association (CCIA) reagierte sofort auf Clelands Kritik und warf ihm vor, sich seinen Kunden in der Telekommunikationsbranche als scharfer Kritiker gegen Google empfehlen zu wollen. Im Hintergrund stehe die Debatte um Netzneutralität. Wolfgang Sander-Beuermann, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs" (SuMa-eV) und Google-Kritiker, sagte gegenüber heise online, er teile die Bedenken in Bezug auf mögliche Wettbewerbseinschränkungen auf dem Onlinewerbe-Markt. SuMa wird sich beim nächsten Treffen unter anderem mit Kartellrechtsfragen befassen. (Monika Ermert) / (vbr)