BKA-Forensiker entlöschen Bombenbaupläne

Das BKA rekonstruierte die Daten einer gelöschten Festplatte aus dem Laptop eines der mutmaßlichen "Kofferbomben-Attentäter". Der Anschlagsversuch diente dem BKA-Chef unter anderem zur Begründung für die Notwendigkeit der Online-Durchsuchung privater PCs.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 632 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Forensikern beim Bundeskriminalamt (BKA) ist es gelungen, die Daten einer gelöschten Festplatte zu rekonstruieren, die im Laptop eines der mutmaßlichen "Kofferbomben-Attentäter" eingebaut war. Die gelöschte Festplatte wurde von den Forensikern zunächst gespiegelt und dann rekonstruiert, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Dabei fanden die BKA-Spezialisten die Bauanleitung für die Kofferbomben.

Das BKA hatte die Festplatte vor wenigen Wochen von den libanesischen Behörden überreicht bekommen. Sie war in dem Laptop von Jihad Hamad eingebaut gewesen, einem der beiden Hauptverdächtigen der misslungenen Attentate auf Nahverkehrszüge in Nordrhein-Westfalen. Der nach dem Attentatsversuch in den Libanon geflohene Hamad hatte sich dort den Behörden gestellt, zuvor aber die Daten seines Laptops gelöscht. Diese wurden nun von BKA-Forensikern wiederhergestellt. Hamad selbst hatte bereits vor dem libanesischen Ermittlungsrichter im September erklärt, dass er Bombenbauanleitungen auf seinen Computer gespeichert hatte. Zusammen mit Youssef Mohamad el-Haydib, dem zweiten mutmaßlichen Bombenbauer, soll Hamad in seiner Kölner Wohnung tagelang das Internet nach geeigneten Bauanleitungen durchforstet und diese auf dem Laptop gespeichert haben. Beide Studenten sollen sich über den "Karikaturenstreit" einer dänischen Tageszeitung selbstradikalisiert haben.

In einer Rede (PDF-Datei) vor dem 10. europäischen Polizeikongress in Berlin war BKA-Präsident Jörg Ziercke ausführlich auf den Fall der "Kofferbomber" eingegangen. Sie dienten Ziercke als Beispiel für die dringende Notwendigkeit von Online-Durchsuchungen verdächtiger Rechner. Die mutmaßlichen Täter hätten sowohl die Bombenbauanleitung wie ein islamisches "Rechtsgutachten" aus dem Internet kopiert, mit dem sie ihre Tat rechtfertigen wollten. Wären die Bomben explodiert, so führte Ziercke unter Berufung auf ein Gutachten der Bundesanstalt für Materialprüfung aus, so wären die Folgen drastisch gewesen: "Ausgebrannte Waggons, entgleiste Züge, Tote und Schwerverletzte wären die mögliche Folge gewesen. Und eine öffentliche Diskussion, die die derzeitige Kritik an der Online-Durchsuchung mit Erstaunen zur Kenntnis genommen hätte", erklärte Ziercke in seiner Rede, die den dringenden Bedarf des Einsatzes von Online-Hausdurchsuchungen unterstreichen sollte.

Einen Einblick in die BKA-Arbeit, wie die Ermittler den bis dato völlig unbekannten libanesischen Studenten über Online-Durchsuchungsprogramme auf die Schliche gekommen wären, blieb Ziercke jedoch schuldig. Eine Pressekonferenz, auf der sich der BKA-Präsident unter anderem ausführlich zur Technik der Online-Durchsuchung von Rechnern äußern wollte, wurde vor wenigen Tagen vom BKA aus Termingründen abgesagt.

Zu den Auseinandersetzungen um Terrorbekämpfung, die Online-Durchsuchung und die erweiterte Anti-Terrorgesetzgebung siehe auch die Übersicht über die bisherige und die aktuelle Berichterstattung in c't-Hintergrund:

(Detlef Borchers) / (jk)