Brillenclip für virtuelle Bilder

Nachdem Google hinreichend Schlagzeilen mit der Idee eines virtuellen Displays gemacht hat, macht Druckerspezialist Brother Nägel mit Köpfen: Dessen monokularer Brillenclip Airscouter ist seit Kurzem in Japan erhältlich.

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Nachdem Google hinreichend Schlagzeilen mit der Idee eines virtuellen Displays bekam, macht Druckerspezialist Brother Nägel mit Köpfen: Dessen monokularer Brillenclip Airscouter ist seit Kurzem in Japan erhältlich. Brother hatte bereits vor etlichen Jahren eine vergleichbare Augmented Reality-Brille vorgestellt, die an herkömmlichne Sehhilfen befestigt wurde. Nun hat der Druckerspezialist die im vergangenen August "Airscouter" getaufte Datenbrille nach eigenen Angaben zur Serienreife gebracht. Seit Dienstag ist der Brillenclip für rund 1880 Euro in Japan erhältlich. Wann man sie hierzulande kaufen kann, steht noch nicht fest.

Die monokulare Brille nutzt ein kleines LCD mit 800 × 600 Pixeln und 16 Millionen Farben, dessen Darstellung über einen halbtransparenten leicht verkippten Spiegel zum Auge des Betrachters gelenkt wird. Auf diese Weise kann der Nutzer das in einiger Entfernung schwebende Bild und die Umgebung gleichzeitig sehen. Die Größe der Projektion soll dabei dem Bild eines 16-Zoll-Monitors aus ein Meter Abstand entsprechen. Der Fokus der Projektion lässt sich laut Brother zwischen 30 cm und 10 m verstellen – wie sich die Größe des virtuellen Bildes dabei verändert, ist nicht bekannt.

Der Airscouter-Brillenclip benötigt eine Kabelverbindung zu einen Steuerkästchen, das wiederum per USB-Kabel mit dem Smartphone verbunden werden kann.

Neu in der aktuellen Variante: Statt eines Laserstrahls sorgen nun kleine LEDs für das notwendige Hintergrundlicht. Bei dem 2009 vorgestellten Prototyp hatte der Hersteller noch einen Polygonspiegel eines Laserdruckers modifiziert und über diesen Laserlicht zum Auge gelenkt. Vor dem Laser so nahe am Auge hätten aber viele Leute Angst gehabt, berichtete Manager Richard Thomas.

Die aktuelle Clip-Variante wiegt 64 Gramm und sie benötigt eine Kabelverbindung zu einem kleinen Steuerkästchen, das wiederum per Micro-USB mit einem Smartphone verbunden werden kann. Mit Clip, Kabeln und Halterahmen aus Titan wiegt der Airscout 106 Gramm.

Eine drahtlose Anbindung würde das System noch größer und schwerer machen, erläuterte Thomas. Ohnehin sei die aktuelle Brille für normale Anwender wenig attraktiv, weshalb Brother sie nur im industriellen Bereich einsetzen will. Dort könnte auf dem Display eine Arbeitsanweisung angezeigt werden, während der Monteur beide Hände frei hat. Auch Anweisungen von einem Experten, der über eine Kamera und ein Headset verbunden ist, wären denkbar. Erster Abnehmer ist der japanische Elektronikkonzern NEC.

Brother sieht sich mit seiner Brille jedenfalls schon einen ganzen Schritt weiter als Google. "Niemand weiß, ob Google diese Brille jemals herstellen wird. Das, was Google in seinem Video zeigt, ist momentan noch nicht erreichbar", glaubt Thomas. Ein Problem beim potenziellen Einsatz der Brille im Alltag ist die Ablenkungsgefahr. "Stellen Sie sich vor, Sie fahren Auto und plötzlich erscheint eine Nachricht", sagt Thomas. Diese Fragen und Probleme müssten zunächst geklärt werden. Dennoch lebt auch bei Brother die Vision der erweiterten Realität. Dabei bekommen die Nutzer in einer zusätzlichen Sichtebene zum Beispiel Informationen zu Objekten in ihrer Umgebung angezeigt. (mit Material von dpa) / (uk)