Federlesen #8: neue Produkte, Nutzerkreise und Allianzen

Das erste Quartal brachte für die Apachen neue Produkte, Nutzerkreise und Allianzen hervor. Ein zum Teil kritischer Blick hinter die Kulissen.

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Von
  • Frank Pientka
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Das erste Quartal brachte für die Apachen neue Produkte, Nutzerkreise und Allianzen hervor. Ein zum Teil kritischer Blick hinter die Kulissen.

An erster Stelle hervorzuheben ist natürlich, dass nach über sechs Jahren mit Version 2.4 ein neues größeres Release des Apache-Flaggschiffs, des http-Webservers, verfügbar ist. Laut einer neuen Netcraft-Auswertung wird dieser für 420 Millionen Webseiten und damit bei 65 Prozent aller Webseiten eingesetzt. Dank der Überarbeitungen ist davon auszugehen, dass der Webserver noch eine gute Weile Marktführer bleibt.

Auch bei derzeit angesagten Themen redet die Apache Software Foundation ein Wörtchen mit. Mit den Projekten Deltacloud, Libcloud und Hadoop 1.0 sind die prominenten Themen Cloud und Big Data bei Apache angekommen. Um die Arbeit mit spaltenorientierten NoSQL-Datenbanken wie HBase und Cassandra zu vereinheitlichen, gibt es bei Apache das frisch graduierte Persistenz-Framework Gora.

Die Verwendung und Programmierung für mobile Geräte vereinfachen sollen darüber hinaus die Apache-Projekte DeviceMap und Cordova (vormals PhoneGap). Cordova ist ein Container für mobile auf den unterschiedlichen Mobilplattformen laufenden Webanwendungen. Damit lassen sich native Systemfunktionen nutzen. DeviceMap hingegen ist ein Repository, das Informationen zu unterschiedlichen mobilen Geräten und Tablets zur Verfügung stellt. Den initialen Quellcode dafür stellte das Open Device Description Repositories Project (OpenDDR) zur Verfügung.

Startete der Apache-Brutkasten Anfang 2003 mit einem Projekt, sind es heute über 60. Nach einem kleinen Durchhänger bei der Gesamtanzahl der Incubator-Projekte von 2007 bis 2009 erfreut sich seitdem der Brutkasten vieler Neuprojekte. Doch leider haben sich nicht alle Projekte, wie vom Projektmanagement gewünscht, durchgesetzt. Diese sind aufgefordert, den initialen Podling-Prozess etwas schneller zu durchlaufen.

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Podling

Ein Incubator-Projekt befindet sich zunächst zeitlich unbefristet im Status "Podling", dessen Ziele sind, alle Rechtsfragen im Vorfeld zu klären, eine stabile Community aufzubauen, um dann das Projekt "Apache-konform" aufzusetzen und mindestens ein Incubator-Release zu erstellen.

Hier soll sich lieber früh als spät die Spreu vom Weizen trennen. Außerdem werden die Projekte verstärkt daran erinnert, über Wachstumsfortschritte oder andere Lebenszeichen zu berichten. Dieses Vorgehen zeigt erste Früchte, denn mehr Projekte haben den Podling-Prozess angefangen oder stehen kurz davor, den Incubator zu verlassen. Ihm werden in nächster Zeit Projekte wie Jena, Lucene.NET, Lucy, OpenNLP, Accumulo, Flume, ManifoldCF, Creadur, Rave oder Sqoop entwachsen.

Als experimentelle Vorstufe zum Incubator wurde 2006 das Apache Labs gegründet. Leider haben bisher nur wenige Produkte das Labor verlassen, was sowohl an einer auf niedrigem Niveau stagnierenden Committer-Zahl als auch einer mangelnden Transparenz durch eher sporadische PMC-Berichte liegt.

Mit Vorschusslorbeeren waren die Apache Extras 2010 bei Google Code gestartet, um außerhalb der ASF Erweiterungen zu Apache-Projekten anzubieten. Doch auch hier zeigt sich ein ähnlich trostloses Bild wie im Labor. Bisher gibt es nur von wenigen Projekten über die Erstversionen hinaus Aktualisierungen.

Etwas mehr Transparenz als bei Apache Extras, das mehr ein Code-Repository ohne Prozess und Regeln ist, findet man bei Apache Labs. Zumindest wird bei Labor-Projekten eine grobe Einteilung in die Status Active, Idle, Promoted und Completed vorgenommen und darüber unregelmäßig in einem PMC-Bericht Rechenschaft gegeben. Einen ersten, wenn auch inoffiziellen Überblick zu den Apache-Labs-Projekten gibt es dazu.