Hansenet legt DSL-Ausbau auf Eis

Betroffen vom Investitionsstopp bei Hansenet sind ostdeutsche Großstädte. Der Carrier begründete den Schritt mit fehlender Investitionssicherheit angesichts der Telekom-Pläne für ein exklusives Glasfasernetz mit 50 MBit/s.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der in Hamburg ansässige Anbieter von Telefon- und DSL-Anschlüssen Hansenet stoppt den weiteren Ausbau eigener DSL-Infrastruktur. Betroffen sind ostdeutsche Großstädte wie Leipzig, Dresden, Schwerin, Magdeburg und Halle an der Saale, meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Als Grund nannte Hansenet-Chef Harald Rösch gegenüber der Tageszeitung fehlende Investitionssicherheit, solange die Deutsche Telekom bei ihrer Weigerung bleibt, ihr geplantes Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsnetz für Konkurrenten zu öffnen.

Ursprünglich habe die Hansenet geplant, im Jahresverlauf 2006 ihr Vertriebsgebiet zu verdoppeln. Der frühere Hamburger City-Carrier, der inzwischen zur Telecom Italia gehört, hat dem Bericht zufolge inzwischen mehr als 500.000 Kunden. Alleine im vergangenen Quartal habe Hansenet 82.000 DSL-Kunden hinzugewinnen können. In den vergangenen zwei Jahren seien 300 Millionen Euro in eigene Netzinfrastruktur, vor allem in Ballungsgebieten, geflossen. In den zuletzt ausgebauten Regionen wie Essen, Dortmund, Karlsruhe und Rostock gehe die DSL-Vermarktung weiter, kündigte der Hansenet-Geschäftsführer an. Die für Ostdeutschland vorgesehenen Mittel habe der Mutterkonzern jedoch in andere Länder wie Frankreich umgelenkt. Die Wettbewerber der Telekom würden zwangsläufig wieder Marktanteile an den Ex-Monopolisten verlieren, wenn dieser das neue Netz, das Übertragungsraten von 50 MBit/s für die Endkundenanschlüsse verspricht, exklusiv nutzen könnte, sagte Rösch voraus.

Mitte November hatte der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth an den Ex-Monopolisten appelliert, auf freiwilliger Basis das neue Netz anderen Carriern zur Verfügung zu stellen. Die Absicht der schwarz-roten Koalition, für einen begrenzten Zeitraum die Telekom von regulatorischen Eingriffen in das neue Netz freizustellen, war auf Bedenken seitens der EU gestoßen. Kurth jedoch kommentierte die Ansprüche der Telekom gerade erst recht verständnisvoll: "Ich sehe aber durchaus die Berechtigung der Deutschen Telekom für eine risikoreiche Investition auch einen höheren Ertrag zu erwarten." (ssu)