Verbraucherschützer fordern von Computer-Herstellern mehr Umweltverantwortung
"Die Marketingstrategen der Unternehmen müssen endlich auch die Umwelteigenschaften als Wettbewerbsvorteil erkennen", meint Edda Müller, Chefin des Bundesverbandes der deutschen Verbraucherzentralen.
Nicht nur die Automobil- und Flug-, auch die IT-Branche müsse ihre Beiträge zum Umwelt und Klimaschutz leisten, sagte die Chefin des Bundesverbandes der deutschen Verbraucherzentralen (vzbv) Edda Müller der Berliner Zeitung. Viele PCs, Bildschirme, Server, Drucker und Handys verbrauchten unnötig viel Strom. "Es wird höchste Zeit, dass die Energiefresser vom Markt verschwinden", forderte die oberste deutsche Verbraucherschützerin. "Die Marketingstrategen der Unternehmen müssen endlich auch die Umwelteigenschaften als Wettbewerbsvorteil erkennen."
Müller verwies laut dem Bericht auf eine Studie des Umweltbundesamtes, laut der sich die Leerlaufverluste bei Elektrogeräten derzeit in den Privathaushalten auf 17 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr summieren. Das entspricht Stromkosten von 3,3 Milliarden Euro. Die Stiftung Warentest hat errechnet, dass dies den durchschnittlichen Haushalt in Deutschland mit knapp 100 Euro im Jahr belastet.
Ein täglich acht Stunden lang laufender Computer verursache mehreren Studien zufolge Stromkosten von immerhin 200 Euro im Jahr. Dabei verbrauchen die Computer nur 30 Prozent ihres Stroms, während tatsächlich an ihnen gearbeitet wird. 70 Prozent gehen ungenutzt verloren, weil sie nicht ausgeschaltet werden beziehungsweise die Netzteile permanent unter Strom stehen. Eine vom Prozessorhersteller AMD in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass weltweit 14 Kraftwerke nur laufen, um Rechenzentren mit Strom zu versorgen.
Nach Ansicht der Verbraucherschützer sollten keine elektronischen Geräte mehr zugelassen werden, die keinen Aus-/Ein-Schalter besitzen. "Stand-by ist das beste Beispiel, wie man mit kleinen Schritten Großes bewegen kann. Ein Verzicht auf Stand-by würde zwei Atomkraftwerke überflüssig machen", betonte Müller. Die Verbraucherzentralen forderten zudem ein neues Siegel speziell für Computer, wie es dieses heute zum Beispiel bei Kühlschränken gibt. Dabei kann der Kunde mit Hilfe eines gestaffelten Codes erkennen, ob das Gerät zu den stromsparenden seiner Klasse gehört. Die Branche müsse außerdem dafür sorgen, dass die Abfallberge durch die immer schneller ausgedienten Computer nicht immer höher würden, meinen die Verbraucherschützer. "Die Ex-und-Hop-Mentalität bei Telekommunikationsgeräten und Computern muss ein Ende haben."
Wie viel Energie und Wasser und welcher Menge an Rohstoffen die PC-Herstellung schluckt, ist schwer zu beziffern. Schätzungen zufolge werden für einen Prozessor 15 Kilogramm Rohstoffe benötigt, sagt Martin Hojsik von Greenpeace International in Bratislava laut dpa. Sicher ist, dass in und an einem PC wertvolles Material steckt: Besonders interessant ist das Metallgehäuse. "Metall erzielt derzeit gute Preise", sagt Andreas Habel vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung in Bonn. Jährlich fallen in Deutschland 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott an. IT-Schrott macht davon 114.000 Tonnen aus.
Für den Verbraucher ist der Umgang mit alten Elektrogeräten recht einfach: Er kann sie gratis dem Hersteller zurückgeben oder zu einer Sammelstelle in seiner Gemeinde bringen. Für die Umwelt bleibt dies laut Hojsik dennoch problematisch: Selbst bei modernster Recycling-Technik bleibe ein beträchtlicher Rest, der entsorgt werden muss.
Wichtig für die Umwelt ist etwa die Wiederverwertung von Bleilot. Die Legierung findet sich vor allem auf den Bildröhren von Monitoren. Früher wurden Bildschirme auf Deponien geschafft, so Habel – "mit dem Ergebnis, dass 40 Prozent der Bleibelastungen auf Deponien aus alten Monitoren stammte". Nach dem Gewicht bemessen, landen 65 Prozent der Rechner wieder im Wertstoffkreislauf. Dabei ist zu bedenken, dass das aus Metall bestehende Gehäuse den größten Anteil am Gewicht eines PC ausmacht. Die Recyclingquote von Metallen im Elektroschrott liegt bei mehr als 95 Prozent. Etwa zehn Gewichtsprozent werden verbrannt.
Manche Hersteller wollen den Kunden Rechner schmackhaft machen, deren Produktion die Umwelt weniger belastet als üblich. Fujitsu-Siemens etwa hat einen "Green-PC": "Wir haben ausgerechnet, dass wir für seine Herstellung umgerechnet etwa 25 Sack Kohle weniger brauchen als für ein herkömmliches Gerät", sagt Marketingleiter Jörg Hartmann. (anw)