Apples Akku-Rückruf rollt ruckelnd an

Der Computerhersteller hat Startschwierigkeiten beim Umtausch von 1,8 Millionen Notebook-Akkus. Unterdessen gerät Batteriehersteller Sony weiter unter Druck.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 208 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Bei der gerade angelaufenen Rückrufaktion für Apple-Akkus müssen sich betroffene Kunden auf Wartezeiten einstellen. Die vom Hersteller eigens für den Rückruf eingerichtete Website war nach Bekanntwerden gestern Abend zunächst nur schwer erreichbar. Auch heute gibt es noch Probleme. So werden offenbar die Seriennummern einzelner betroffener Batterien von dem Formular als ungültig zurückgewiesen, so dass den Betroffenen nur der Weg über die derzeit stark belastete Hotline bleibt.

Ein Apple-Sprecher bestätigte gegenüber heise online die Anlaufschwierigkeiten. Apple arbeite fieberhaft an der Datenbank, um den Fehler zu beheben. An der kostenfreien Hotline könne es zu Wartenzeiten kommen, es seien aber sämtliche Kapazitäten des Apple-Care-Teams in Irland für den Umtausch im Einsatz. Für den Hersteller ist der Rückruf kein leichter Akt. Bei 1,8 Millionen möglicherweise fehlerhaften Akkus ist ein Großteil der ausgelieferten Apple-Notebooks betroffen. Nach Zahlen der Markforscher von IDC hat Apple in den Jahren 2004 und 2005 insgesamt 3,87 Millionen Mobilrechner verkauft. Wie viele Macianer in Deutschland betroffen sind, konnte Apple nicht genau beziffern. Insgesamt seien außerhalb der USA 700.000 ausgelieferte Geräte betroffen.

Gestern hatte Apple bekannt gegeben, alle zwischen Oktober 2003 und August 2006 in iBook- und PowerBook-Laptops mit G4-Prozessoren ausgelieferte Akkus wegen möglicher Brandgefahr auszutauschen. Auch Besitzer eines weißen G3-iBooks, die in der fraglichen Zeit einen kompatiblen G4-Akku im Rahmen eines Austauschs erhalten oder als Ersatzbatterie gekauft hätten, sollten ihre Seriennummer überprüfen. Wie bei Konkurrent Dell könnten die in den Akkus verbauten Batteriezellen von Sony in Einzelfällen zu Überhitzung, Kurzschlüssen und oder sogar Brandentwicklung führen. Apple spricht von neun Berichten mit überhitzten Akkus, bei denen zwei zu leichten Verbrennungen der Benutzer geführt hätten. Ernsthafte Verletzungen habe es nicht gegeben.

Ursache für die Fehlfunktion sind metallische Partikel in den Batterien, die offenbar auf Verunreinigungen bei der Herstellung zurückzuführen sind. Doch Sony möchte die Schuld an dem Desaster nicht alleine tragen. Es sei weiterhin unklar, ob die Ladeelektronik der Notebooks nicht zu dem Problem beitrage, hieß es. Zudem erwartet Sony offenbar, dass sich Apple und Dell an den Kosten der Umtauschaktionen beteiligen. Der Elektronikriese schätzt den Schaden bisher auf 135 bis 200 Millionen Euro. Einem japanischen Medienbericht zufolge gründet das Unternehmen diese Zahlen offenbar auf der Annahme, dass sich Apple und Dell an den Kosten des Rückrufs beteiligen werden. Ein Apple-Sprecher schloss das allerdings aus, Apple erwarte "keine finanziellen Auswirkungen" der Aktion.

Sony erwartet keine weiteren Rückrufaktionen und will die Auswirkungen des Rückrufs auf das Geschäftsergebnis erst nach einer eingehenden Analyse beziffern. Während einige Experten eine schwere Rufschädigung erwarten, rechnen andere Analysten nicht mit schwerwiegenden Folgen. Der Rückruf der Apple-Akkus und das Dell-Debakel seien zwar momentan schlecht für den Aktienkurs, doch versuche das Unternehmen gewissenhaft, das Problem in den Griff zu bekommen. Nach dem Apple-Rückruf verlor die Sony-Aktie am Freitag laut dpa 100 Yen (0,67 Euro) oder 1,96 Prozent auf 5000 Yen (33,60 Euro). Der Titel war das wertmäßig zweistärkste gehandelte Papier nach Softbank.

Für Sony könnte die Akku-Affäre ein schmerzlicher Rückschlag sein, zumal die Qualitätsprobleme der Batterien dem Unternehmen schon länger bekannt waren. Der einstige Vorzeige-Konzern kämpft schon seit Jahren darum, seine schwächelnde Elektronik-Sparte in Gang zu bringen und sich nach Rückständen bei vielen Entwicklungen wieder Respekt in der Branche zu verschaffen. Doch jetzt interessiert sich auch die Regierung in Tokio für die Umtauschaktion. Medienberichten zufolge hat das japanische Wirtschaftsministerium eine Untersuchung der Umtauschaktion der 4,1 Millionen Dell-Akkus eingeleitet und beide Unternehmen um Informationen gebeten. (vbr)