Glasfasern sind ein Reich der Finsternis

Nur drei Prozent der zwischen europäischen Städten verlegten Glasfasern sind in Benutzung.

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Nur drei Prozent aller zwischen europäischen Städten verlegten Glasfasern sind beleuchtet. Dies geht aus dem International Bandwith Report von TeleGeography hervor, der die gleiche Rate für die USA angibt. Trotz des 2004 verzeichneten Anstiegs des internationalen IP-Traffics um 42 Prozent sind die Datennetze weit von effizienter Nutzung entfernt. Denn selbst beleuchtete Glasfasern sind nur selten ausgelastet. Den Carriern dürfte das Ausmaß ihrer Fehlinvestitionen peinlich sein. Von mehreren kontaktierten internationalen Anbietern wollte keiner zu dem Report Stellung nehmen. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass die Durchschnittswerte für genutzte Fasern in Deutschland und Österreich noch niedriger sein könnten, als drei Prozent.

Im letzten Jahrzehnt rechneten die Carrier noch mit extremen Wachstumsraten im Internetverkehr, die sich aber nicht realisiert haben. Gleichzeitig wurde die technische Weiterentwicklung der Datenübertragung mittels Lichtwellenleiter unterschätzt. Waren damals 1 GBit/s pro Glasfaserpaar Standard, sind heute 10 GBit/s üblich und ein Mehrfaches möglich -- pro Farbe. Denn inzwischen können mehrere Farben (Wellenlängen) gleichzeitig durch eine Glasfaser geschickt und am anderen Ende wieder getrennt werden. So sind mit entsprechender Ausrüstung mehrere Terabit/s pro Faserpaar möglich.

Die gute Nachricht für die Carrier ist die auf das Ausscheiden mehrerer Konkurrenten zurückzuführende Verlangsamung des Preisverfalls. So ist etwa der Preis für Transpazifik-Verbindungen 2004 nur mehr um 20 Prozent gefallen, 2003 waren es noch 55 Prozent gewesen. Transatlantisch waren es etwa minus 10 Prozent nach minus 25 Prozent, innerhalb Europas minus 20 nach minus 25 Prozent im Jahr 2003. Das Überangebot an Bandbreiten hat dazu geführt, dass internationale Leitungen mit mehreren Megabit Kapazität oft billiger zu haben sind, als ein simpler Telefonanschluss.

Siehe dazu auch:

  • Holger Bleich, Bosse der Fasern, Die Infrastruktur des Internet, c't 7/05, S. 88

(Daniel AJ Sokolov) / (ad)