Die Linse, die nach hinten schaut

Das Nikkor 6mm f/2.8 Fisheye zählt zu den Legenden der Kleinbildfotografie, nun wird einer dieser optischen Schätze feilgeboten – in London, zum Preis einer Eigentumswohnung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps

Nikkor 6mm f/2.8 Fisheye. Erst der Vergleich mit der angeflanschten Kamera verdeutlicht die beeindruckenden Dimensionen.

(Bild: Tony Hurst)

Sie lieben Weitwinkelaufnahmen und waren schon immer auf der Suche nach einem Fisheye mit extremem Öffnungswinkel – einem wirklich weiten Weitwinkel? Hier haben wir das richtige für Sie: Ein Nikkor 6mm f/2.8 Fisheye. Angeboten wird es gerade bei Gray's of Westminster in London für bescheidene 100.000 englische Pfund.

Diese Linse wurde das erste Mal 1970 auf der Photokina in Köln gezeigt, die Produktion startete zwei Jahre darauf im März 1972. Gefertigt wurde sie erst auf Anfrage des Kunden. Das Nikkor 6mm f/2.8 Fisheye ist die bislang extremste Weitwinkellinse, die für das 35-mm-Kleinbildformat gebaut wurde. Sie besitzt einen extremen Öffnungswinkel von 220 Grad, damit kann der Fotograf sogar etwas hinter sich schauen.

Es gibt aber auch ein kleines Manko: Die Mammutoptik passt mit ihren ausladenden Dimensionen – 236 Millimeter Durchmesser und 171 Millimeter Länge – in keine handelsübliche Kameratasche. Jedoch gehört zum Lieferumfang ein stabiles Metallcase, das einen ausreichenden Schutz bieten dürfte. Aber auch im Einsatz stellt die Extremoptik eine Herausforderung dar, denn kaum ein Fotograf dürfte das 5,2 Kilogramm schwere Objektiv – dazu kommt noch das Kameragewicht – ruhig in der Hand halten können. Ein wirklich stabiles Stativ ist also obligatorisch.

Sicherlich einen Besuch wert, der Nikon-Spezialist Gray's of Westminster

(Bild: Gray's of Westminster)

Aber selbst wenn Sie nicht mit dem Gedanken spielen, Ihre Eigentumswohnung gegen veredeltes Glas einzutauschen: Ein Besuch bei Gray's of Westminster, einem alteingesessenen Nikon-Spezialisten in der 40 Churton Street in London SW1, ist sicher ein Erlebnis. Die Fassade wirkt eher wie die eines verträumten Antiquariats für verstaubte Kunstbände. Dahinter verbirgt sich aber eingebettet in edlem, altenglischem Ambiente ein Shop, über dessen Ladentheke modernste Nikon-Technik gehandelt wird. Und sollten Sie derzeit keinen London-Kurztripp geplant haben, dann riskieren Sie wenigstens einen virtuellen Blick in die Gebraucht-Schatzkammer von Gray's of Westminster – vielleicht ändern Sie dann kurzfristig doch noch das Ziel ihres anstehenden Erste-Mai-Ausflugs. (pen)