UNESCO nimmt Stellung zu ethischen Fragen der Informationsgesellschaft

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur hat eine Broschüre veröffentlicht, die sich mit den Chancen und Risiken moderner Informationstechnologien auseinandersetzt.

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Von
  • Detlef Borchers

Die UNESCO hat eine Broschüre unter dem Titel "Ethical Implications of Emerging Technologies" (PDF-Datei) veröffentlicht, die sich mit den Folgen des Einsatzes von RFID-Chips, von biometrischen Identifikationssystemen und Location Based Services (LBS) beschäftigt. Die von amerikanischen Juristen verfasste Broschüre wird im Rahmen des "NGO Geneva Net Dialogue" veröffentlicht, in dem Nichtregierungs-Organisationen nach dem UN-Weltgipfel für Informationsfreiheit und dem Internet Governance Forum ihre Ansichten vortragen können. Was in diesem Netzdialog erarbeitet wird, soll in die Aktionslinie C10 "Ethische Dimensionen der Informationsgesellschaft" des Genfer WSIS-Aktionsplanes einfließen.

Eingebettet in allgemeine Trends wie dem semantischen Web, den Mesh-Networks in unterentwickelten Gebieten und dem Grid-Computing böten diese Technologien die Chance, die Menschenrechte weiter zu verwirklichen, wenn sie im Sinne einer Informationsethik eingesetzt werden, schreiben die Autoren. Allerdings bestünde auch die Gefahr, dass besonders RFID, Biometrie und das Ubiquitous Computing zur Überwachung des Einzelnen eingesetzt werden können. Wenn der Einzelne mit diesen Mitteln jederzeit identifizierbar und lokalisierbar werde, könnte er davor zurückschrecken, Menschenrechte wie Demonstrations- und Meinungsfreiheit für sich zu reklamieren. Eine korrekt angewandte Informationsethik müsse demgegenüber darauf achten, dass das Recht auf Privatsphäre und das Recht auf Anonymität gewahrt bleibe. Zur ausgebildeten Informationsethik zählen die Autoren außerdem dem freien Zugriff auf öffentliches Wissen wie etwa die Wikipedia und die Speicherung von Inhalten in offenen Formaten wie dem Open Document Format.

Die Autoren plädieren für die Einrichtung eines Advisory Boards seitens der UNESCO, das Politiker in Fragen der Informationsethik beraten soll. Die Berater sollen ihrerseits auf eine "Community of Technologists" zurückgreifen, die sich um den notwendigen Datenschutz kümmern soll. Als Negativbeispiel führen die Autoren die Diskussion um die Flugpassagierdaten zwischen den USA und der EU an, in der Fragen des Datenschutzes unter den Verhandlungstisch gefallen seien. Schließlich soll ein allgemein gültiger Ethikcode für Informationstechnologien entwickelt werden, der die allgemeine Erklärung der Menschenrechte als Richtschnur benutzt. (Detlef Borchers) / (pmz)