RoboCup Dutch Open: Tech United gewinnt knapp gegen starke Iraner

Der Auftakt zu den Finalrunden ließ heute, am letzten Tag der RoboCup Dutch Open in Eindhoven, an Spannung wenig zu wünschen übrig – viele Spiele gingen knapp aus.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Der Auftakt zu den Finalrunden ließ heute, am letzten Tag der RoboCup Dutch Open in Eindhoven, wenig zu wünschen übrig. Im ersten Halbfinale der Middle Size League begegneten sich mit dem iranischen Team MRL und Cambada aus Portugal zwei Teams, die sich während der vergangenen Tage als ziemlich gleich stark erwiesen hatten. Das zeigte sich auch im Spielverlauf: Cambada ging in der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung, MRL konnte kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Hälfte ausgleichen und bald darauf auf 1:2 erhöhen. Bemerkenswert waren die schnellen Dribblings der MRL-Spieler, mit denen sie die Verteidigung des Gegners durcheinander brachten. Doch dann erzwang Cambada noch rechtzeitig vorm Schlusspfiff mit 2:2 die Entscheidung durch Strafstöße.

robocup eindhoven (7 Bilder)

Bei der 3-D Simulation League entsprechen die Proportionen schon ungefähr denen beim menschlichen Fußball.

Zuerst war MRL dran und verwandelte alle fünf Strafstöße sicher. Cambadas zweiter Schuss ging dagegen an den Pfosten. Damit stand MRL als erster Finalist in der Middle Size League fest. Unterdessen spielte sich in der 3-D Simulation League ein ähnlicher Halbfinalkrimi ab: In der Begegnung Magma Offenburg gegen Bold Hearts spielten sich zwar fast alle Aktionen vor dem Bold-Hearts-Tor ab, aber es gelang den Offenburger Spielern nicht, den Ball über die Linie zu bringen. Auch nach der Verlängerung stand es weiterhin 0:0, sodass auch hier Strafstöße entscheiden mussten. Hierfür muss ein Spieler den Ball innerhalb von 60 Sekunden vom Anstoßpunkt ins Tor bringen, der Torwart darf den Strafraum nicht verlassen. Nach jeweils fünf Versuchen waren beide Teams weiterhin gleich auf, dann kickte der Offenburger Spieler den Ball erst nach 61 Sekunden ins Tor, Knapper kann man das Finale kaum verpassen.

Im Kampf um den Titel unterlag Bold Hearts dann allerdings nach einem weniger aufregenden Spiel FC Portugal 3D, ebenfalls durch Strafstöße. In der 2-D-Simulation gewann das iranische Team International Inventors Institute of A.F.Z. auf die gleiche Weise gegen Gliders2012 aus Australien.

Auch die Middle-Size-Spiele hatten nicht mehr die Dramatik vom morgendlichen Auftakt. Carpe Noctem unterlag im Halbfinale gegen den Favoriten Tech United klar mit 4:1, obwohl die Kasseler Roboter gerade in der Defensive sehr stark sind. Im Spiel um den dritten Platz konnten sie mit einem 1:1 gegen Cambada eine Entscheidung durch Strafstöße erzwingen, bei der der kickende Roboter dann aber leider komplett versagte: Nach der ersten Ballberührung fuhr er regelmäßig mit dem Ball ein Stück zurück, wodurch der Versuch als ungültig gewertet wurde. Cambada brauchte daher nur einmal zu treffen, was im zweiten Versuch auch gelang.

Tech United musste im Finale gegen MRL zum Schluss dann aber doch noch etwas schwitzen, denn nach einer 3:0-Führung konnten sich die dribbelstarken iranischen Roboter noch bis auf 3:2 heranarbeiten. In den letzten Minuten schien der Ausgleich jederzeit möglich. Die MRL-Spieler verstehen es ausgezeichnet, sich in eleganten Kurzen aus aussichtslosen Situationen herauszumanövrieren und neue Angriffe aufzubauen. Doch dann rettete der Schlusspfiff die Niederländer und bescherte ihnen den Turniersieg.

Die beiden Finalisten werden sich gewiss im Juni bei der RoboCup-Weltmeisterschaft in Mexico City wieder begegnen. Andere Teams, wie Cambada, überlegen noch, ob sie an der WM teilnehmen. Carpe Noctem hat sich bereits dagegen entschieden: Die Transportkosten sind einfach zu hoch. Die Zukunft der Middle Size League ist trotz packender Begegnungen, die in Eindhoven von mehreren hundert Zuschauern verfolgt wurden, weiterhin ungewiss.

Schön war die Idee der Veranstalter, vor den Finalspielen der Middle Size League die Nationalhymnen der antretenden Teams zu spielen. Das war gewissermaßen das I-Tüpfelchen auf einer insgesamt sehr gut inszenierten Veranstaltung, die sich mit Erfolg um die Zuschauer bemühte. Auch die Teilnehmer wirkten, unabhängig vom jeweiligen Turniererfolg, durchweg zufrieden, boten die fünf Tage in Eindhoven doch viel Gelegenheit zum Gedankenaustausch und für persönliche Begegnungen. Insofern waren die RoboCup Dutch Open 2012 insgesamt ein vielversprechender Auftakt für die RoboCup-Weltmeisterschaft 2013, die ebenfalls in Eindhoven stattfinden wird. (Hans-Arthur Marsiske) (odi)