Vier Oberklasse DSLR im ISO-Vergleich

Im Labor trafen sich Canons EOS 5D MK III, die Nikon-Modelle D4 und D800 sowie die SD1 Merrill von Sigma zum ISO-Test. Der Vergleich des Rauschverhaltens fördert einige Überraschungen zutage.

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Von
  • Peter Nonhoff-Arps

Seit kurzem sind drei neue Spiegelreflexmodelle mit Sensor im Kleinbildformat (36 mm × 24 mm) erhältlich: Canon 5D Mark III, Nikon D4 und Nikon D800. Im Juni soll als viertes noch die Canon EOS 1-D X folgen. Sigmas SD1 Merrill setzt auf einen Foveon-Sensor in Schichtbauweise mit 3 × 15,3 Megapixel in APS-C-Größe, mutig gerechnet käme man hier auf eine Gesamtzahl von 46 Megapixel. Auf der Speicherkarte landen die Bilder allerdings mit knapp 15 Megapixel (4704 × 3136). Nikon quetscht bei der D800 immerhin "echte" 36 Megapixel auf seinen Sensor im Kleinbildformat und nähert sich damit – zumindest zahlenmäßig – dem Niveau von Mittelformatkameras.

DSLRs im ISO-Vergleich (4 Bilder)

Nikon D4

Die Nikon D4 bietet einen Serienbildrate von 10 fps. (Bild: Nikon)

Canon bleibt bei der EOS 5D MK III mit 22 Megapixel deutlich moderater und hat stattdessen gegenüber der Vorgängerin vor allem den Autofokus modernisiert. Nikons D4 begnügt sich ebenfalls mit 16,2 Megapixel, sie ist jedoch auf sehr hohe Serienbildraten mit bis zu zehn Bilder pro Sekunde getrimmt und mit ihrem robusten Gehäuse für den rauen Fotoalltag ausgelegt. Auch preislich gibt es deutliche Unterschiede: Sigma hat den Listenpreis seiner SD1 Merrill inzwischen auf 2100 Euro – ursprünglich lag er bei über 6000 Euro – gesenkt, die Nikon D800 soll 2900 Euro, Canons EOS 5D MK III 3300 Euro und die Nikon D4 6000 Euro kosten.

Das TE042-Testchart in voller Größe

Aber nicht jeder legt den Schwerpunkt auf eine hohe Auflösung oder rasante Serienbildraten. Ein wichtiger Aspekt, den man zudem nicht aus den Datenblättern herauslesen kann, betrifft das Verhalten bei höheren ISO-Werten. Bei Kompaktkameras mit ihren exorbitant hohen Pixelraten pro Sensorfläche erwartet man ja bereits oberhalb von ISO 100 oder maximal ISO 400 keine akzeptable Bildqualität mehr. Spiegelreflexkameras hingegen – vor allem solche mit Sensoren im Kleinbildformat – gelten nach wie vor nicht nur als besonders lichtstark, sondern auch gleichzeitig als rausch- oder störungsarm.

Ausschnitte des Testcharts bei ISO 100 in 100-Prozent-Ansicht

Zum Vergleich haben wir von dem TE042-Testchart einen kleinen Ausschnitt mit neutralen Grau- und Hauttönen gewählt und zeigen diesen jeweils bei ISO 100, ISO 3200 und ISO 12.800. Alle Kameras waren jeweils mit einer Festbrennweite ausgestattet. Bei Nikon war es das AF-S Micro Nikkor 105 mm/2.8G IF-ED VR, bei der EOS 5D MK III das Canon EF 50mm f/2.5 Compact Macro und bei der SD1 von Sigma das Makro 70mm F2,8 EX DG.

Ausschnitte des Testcharts bei ISO 3200 in 100-Prozent-Ansicht

Canons EOS 5D MK III und die Nikon D4 meistern die ISO 3200 noch vergleichsweise klaglos. Die Aufnahme der D800 zeigt bereits leichte Artefakte. der Ausschnitt von Sigmas SD1 Merrill legt nicht nur eine indiskutable Körnigkeit an den Tag, sondern verliert obendrein auch jegliche Farbbrillanz.

Ausschnitte des Testcharts bei ISO 12.800 in 100-Prozent-Ansicht. Sigmas SD1 bietet als höchste Stufe lediglich ISO 6400.

Bei ISO 12.800 zeigen die Aufnahmen der 5D MK III und der D4 zwar deutlich sichtbares Rauschen, bei der D4 kommt noch leichtes Farbrauschen hinzu; beide Aufnahmen sind aber durchaus noch verwertbar. Das kann man von der Vergleichsaufnahem mit der D800 nicht mehr behaupten: Artefakte dominieren die gleichmäßigen Flächen, kontrastreichere Kanten fressen deutlich aus. Sigmas SD1 Merrill stellt derart hohe ISO-Werte sicherheitshalber erst gar nicht mehr zur Verfügung.

Auflösungsausschnitte aus dem Testchart bei ISO 100

Auflösungsausschnitte aus dem Testchart bei ISO3200

Hier noch einmal zum Vergleich Ausschnitte vom mittigen Siemensstern bei ISO 100 (links) und ISO 3200 (rechts). Es geht hier nicht darum, die Auflösungen der einzelnen Kameras zu vergleichen – dazu müsste man die Sterne auf das selbe Niveau skalieren –, sondern die Auswirkung hoher ISO-Werte auf das Auflösungsvermögen jeder einzelnen Kamera zu zeigen. Ein Auflösungsrückgang bei hohen ISO-Werten wird vor allem bei Sigmas SD1 deutlich. Aber auch im Mittelbereich der D800 verschmelzen die Linien zu einer grauen Fläche. Zu berücksichtigen gilt hier allerdings, dass die Aufnahmen mit der D800 mit einem Crop-Faktor von 1,5 durchgeführt wurden, da das Testchart bei voller Darstellung nur bis zu einer Auflösung von 32 Megapixel spezifiziert ist. Bei der 5D MK III und D4 halten sich die Auflösungsverluste in einem erträglichen Maß. (pen)