Windows 8 ohne DVD-Wiedergabe im Standard-Lieferumfang

Weil Windows-Nutzer weniger DVD-Videos auf ihren Rechnern schauen und Microsoft Kosten sparen will, müssen Windows-8-Anwender die DVD-Playback-Funktion zusätzlich bezahlen. Eine eingeschränkte Lizenz für Dolby Digital Plus ist derweil mit an Bord.

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Anders als im aktuellen Windows 7 wird der Windows Media Player von Windows 8 von Haus aus keine Video-DVDs mehr abspielen können. Anwender müssen für das DVD-Playback in den einzelnen Betriebssystem-Versionen den (kostenpflichtigen) Windows Media Center oder eine DVD-Player-Software von einem Dritthersteller installieren, schreibt Windows-Entwickler Steven Sinofsky in seinem Blog. Daten-Discs sind nicht betroffen. Wie bisher wird Windows 8 Daten von CDs, DVDs und Blu-ray Discs lesen können – wenn denn ein optisches Laufwerk vorhanden ist.

Sinofsky begründet Microsofts Entscheidung mit sich wandelnden Sehgewohnheiten der Nutzer. Der Konsum von TV-Sendungen, Video-DVDs und Blu-ray-Filmen auf Windows-Rechnern sei stark rückläufig. Stattdessen würden Nutzer mehr Online-Clips und Video-Dateien schauen. Weil für die Wiedergabe Disc-basierter Filme hohe Lizenzkosten für die Audio- und Video-Codecs zu zahlen sind – für Video-DVDs sind beispielsweise MPEG-2 und Dolby Digital Pflicht –, habe man sich entschlossen, diese im Unterschied zu Windows 7 standardmäßig nicht in Windows 8 zu integrieren. Damit komme man Forderungen von Industriepartnern nach, die diese Kosten einsparen wollen.

PC-Hersteller wie Dell oder HP mussten bei Windows 7 – mit Ausnahme der günstigen Starter Edition – bislang ebenfalls für die enthaltenen Video-DVD-Codecs Lizenzgebühren zahlen, selbst wenn ihre Rechner gar kein optisches Laufwerk integriert hatten. Zudem konnten andere Software-Player nicht auf die in Windows integrierten MPEG-2- und Dolby-Digital-Codecs zugreifen. Installierte man Software-Player wie PowerDVD oder WinDVD, so brachten diese ihre eigenen Codecs mit. Der Kunde musste die Lizenzkosten letztlich doppelt zahlen.

Jetzt können PC-Hersteller bei Rechnern mit optischem Laufwerk den zugehörigen Software-Player frei wählen. Hersteller von Software-Playern wie Nero, Corel, Cyberlink oder Arcsoft dürfte Microsofts Entscheidung freuen, weil sie nun einen kostenlosen Konkurrenten loswerden.

Von Haus aus bringt Windows 8 eine Reihe von Audio- und Video-Codecs mit, darunter H.264, VC-1/WMV und MP4 pt. 2 sowie PCM, MP3, WMA und AAC. Laut Sinofsky können alle Metro-Apps die in Windows 8 integrierten Codecs nutzen. Ob die Anbieter der Metro-Apps für die Nutzung der Codecs weitere Lizenzgebühren zahlen müssen, bleibt allerdings unklar.

Neu hinzugekommen bei den Audio-Codecs ist Dolby Digital Plus (in Stereo und 5.1), jedoch nicht dessen Varianten für DVD- und Blu-ray-Videos, wie Dolby in einer Mitteilung bestätigt. Laut Dolby sollen die nötigen Lizenzkosten nicht von Microsoft, sondern von den OEM-Herstellern gezahlt werden. Die Gebühr werde teurer, wenn die Rechner ein optisches Laufwerk mitbringen und Disc-basierte Video-Medien unterstützt werden sollen. Dolby erwartet den Start von Windows 8 nicht vor dem 1. Oktober. (hag)