Super-DRM-Architektur der Zukunft

Beim Digital Video Broadcasting Forum (DVB-Forum) wird an einer Super-DRM-Architektur für die Zukunft gearbeitet.

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Von
  • Monika Ermert

Beim Digital Video Broadcasting Forum (DVB-Forum) wird an einer Super-DRM-Architektur für die Zukunft gearbeitet. Die sogenannte Copyright Protection Technical Working Group (CPTWG) des Standardisierungsgremium tagte vergangene Woche und diskutierte Einzelheiten des geplanten Content Protection Copyright Management (CPCM) Standard, dessen Referenzmodell sie in einem ersten Entwurf im November auch auf einer registrierpflichtigen Webseite vorgelegt hat. Einen Zeitplan zum Abschluss der Arbeiten gibt es noch nicht.

Nach Angaben der Electronic Frontier Foundation (EFF) soll der Standard dem European Telecommunications Standards Institute (ETSI) zur Verabschiedung vorgelegt werden. Damit würde sich Europa, so die Einschätzung der EFF, ein DRM-Regime geben, das die umstrittenen "US Broadcast Flag"-Regelungen noch übertrifft. EFF warnt vor allem davor, dass CPCM qua Regulierung umfassend durchgesetzt werden soll und anders als das Broadcast Flag die Hardwarehersteller bindet.

Im über 100 Seiten umfassenden Entwurf der ersten beiden Hauptstandarddokumente wird CPCM als System "zum Schutz von Inhalten und Management von Kopien digitaler Inhalte" beschrieben, die auf Endkundengeräte oder in Heimnetzwerke übertragen werden. Erfasst werden sollen über Kabel, Satellit und terrestrisch übertragene Rundfunkinhalte sowie Internet-basierte Dienste, Mobildienste und, so wörtlich, "anderes". Geschützt werden sollen Audio- und Videodaten und damit verknüpfte Anwendungen sowie Daten - also praktisch alle digitalen Inhalte und das auch an jedem denkbaren Ort, sei es am heimischen PC oder auf Mobilgeräten. Die Funktion umfasst die Sicherheitskontrolle, das Handling der Inhalte und das Management der so genannten Authorised Domain. Diese authorisierte Domain ist laut Definition die logische Gruppierung aller CPCM-Geräte, die einem einzelnen Haushalt gehören.

Die Idee der Authorised Domain umzusetzen, das sei der eigentliche Grundgedanke des CPCM-Ansatzes, sagte DRM-Experte Stefan Bechtold vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern. Dafür würden eine einheitliche Sprache für die Darstellung der Urheberrechte eingeführt und Standards für die Interoperabilität zwischen Endgeräten sowie bezüglich der Kommunikation nach außen gesetzt. Die Regeln für die Nutzung von Inhalten durch diesen Haushalt sind als so genannte Usage State Information (USI) in die CPCM-Metadaten kodiert.

Beim Grundgedanken der Authorised Domain setzt auch die massive Kritik der EFF an. Diese würde Rechteinhabern die Verfügungsgewalt darüber geben, welcher Haushalt für die Nutzung legitimiert werde und welcher nicht. Die US Bürgerrechtsorganisationen versucht seit einiger Zeit, die Arbeiten am CPCM-Standard stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Der CPCM-Standard werde, einmal durchgesetzt, dafür sorgen, dass Nutzer kaum noch vorab wüssten, ob ein CPCM-Gerät bestimmte Nutzungsarten zulässt. Zudem ließen sich Rechte nachträglich widerrufen.

EFF-Mitglied Cory Doctorow warnt davor, dass der flächendeckende Einsatz von CPCM das Ende von freier Software sei. Die Anforderung, das System gegen jegliche Veränderung robust zu machen, seien mit FOSS-Konzepten nicht vereinbar. Überdies könne nationale Politik zum Urheberrecht durch CPCM einfach ausgehebelt werden, indem US-Kulturexporteure die politischen Spielregeln diktierten. Die EFF will den Standard auf jeden Fall verhindern. "Das ist," so Doctorows Meinung, "keine Spezifikation, die zu guten Zwecken eingesetzt werden kann, Punkt." (Monika Ermert) / (cp)