Kaspersky: Sicherheitssoftware-Anbieter könnten Kampf verlieren

Sofern das Wachstum bei der Schadsoftware im derzeitigem Tempo anhalte, könne die gesamte Branche der Flut irgendwann nicht mehr standhalten. Sorgen macht Kaspersky auch die Kampagne zur Verbreitung Internet-tauglicher PCs in Ländern der dritten Welt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 242 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die Hersteller von Sicherheitssoftware könnten nach Ansicht des russischen Spezialisten Eugene Kaspersky den Kampf gegen die wachsende Internet-Kriminalität verlieren. "Wenn das Wachstum bei der Schadsoftware in diesem Tempo weitergeht, könnte unsere gesamte Branche dieser Flut irgendwann nicht mehr standhalten", sagte Kaspersky auf der Computermesse CeBIT. Die Zahl von Programmen, die übers Internet Computer angreifen, sei 2006 um das 2,5-fache gestiegen. Für dieses Jahr rechne er mit einem ähnlichen Wachstum. "Deshalb setzte ich mich für eine Art Internet-Interpol ein. Auch die beste Sicherheitssoftware allein könnte bald nicht mehr reichen", betonte der Gründer des russischen Antiviren-Unternehmens Kaspersky Lab.

Die Entwickler von Schadsoftware seien in vieler Hinsicht im Vorteil. "Sie sind viele und sie sind unabhängig voneinander in der Welt verstreut, während die Flut ihrer Programme von einer Handvoll Unternehmen aufgehalten werden muss. Und für sie gibt es mit dem Internet keine Grenzen." Internet-Kriminelle aus Russland griffen britische Banken an, Brasilianer nähmen spanische Internet-Nutzer ins Visier – die Sicherheitsbehörden agierten dagegen aber hauptsächlich innerhalb der nationalen Grenzen.

"Wir haben es immer mehr mit einer weltweiten Industrie zu tun, die tausende Menschen beschäftigt. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie Beträge umsetzt, die über den Erlösen der Sicherheitssoftware-Branche liegen", sagte Kaspersky. Schließlich gehöre zur Internet-Kriminalität eine Begleitinfrastruktur wie Geldwäsche.

Sorgen macht Kaspersky die Kampagne für eine stärkere Verbreitung Internet-tauglicher Computer in Schwellenländern und der dritten Welt. Gerade in ärmeren Ländern sei die Verlockung größer, Geld mit Internet-Kriminalität zu verdienen. "Aus Afrika kommt heute so gut wie keine Schadsoftware. Wenn Afrika dazu kommt, wird der Druck noch größer werden", warnte Kaspersky.

Die meisten neuen Schadprogramme derzeit seien Trojaner, sie sich unbemerkt auf dem Computer einnisten. Ein zunehmendes Problem seien auch mutierende Programme, die sich bei jedem jedem Nachladeversuch leicht veränderten. "Normalerweise kann man ein Gegenmittel für einen Trojaner schon nach wenigen Sekunden parat haben. Bei solcher Software muss man erst ein Gegenprogramm schreiben. Das kann eine Stunde, zwei Stunden oder einen ganzen Tag dauern. In dieser Zeit ist man ungeschützt." (dpa) / (dab)