DatenschĂĽtzer loben Umdenken bei Microsoft

Mit der Forderung nach einheitlichen Datenschutzgesetzen fĂĽr die USA und einer internationalen Harmonisierung bewegt sich der Software-Riese in die richtige Richtung, befindet das Landeszentrum fĂĽr Datenschutz in Schleswig-Holstein.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Software-Gigant Microsoft bewegt sich in Sachen Datenschutz. Dies zeige sich erstens darin, dass der Weltkonzern offensiv den Dialog mit deutschen und europäischen Datenschützern suche. Zum zweiten habe das Unternehmen seine bisherige Datenschutzpolitik "mit erfrischender Klarheit radikal umgestellt" – so bewertet der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD), Thilo Weichert, den Strategiewandel der Redmonder nach einem Gedankenaustausch mit dem Chief Privacy Strategist von Microsoft, Peter Cullen: Sei Microsoft bis vor kurzem einer der einflussreichsten Verfechter eines "Datenschutzes durch Selbstregulierung der Wirtschaft" gewesen, habe der Konzern nun eine Wende vollzogen, indem er von der der US-Regierung ein nationales Datenschutzgesetz fordere, um den bestehenden Flickenteppich aus einzelstaatlichen oder branchenspezifischen Regelungen abzulösen. Die Forderung nach einem einheitlichen Gesetz verträten US-amerikanische Bürgerrechts- und Verbraucherschutzorganisationen seit Jahren.

Dass sich große US-Konzerne aus dem Bereich Informationstechnik, darunter Hewlett-Packard, der Forderung angeschlossen hätten, führt ULD-Chef Weichert auch darauf zurück, dass die Firmen den Datenschutz als "zentralen Wettbewerbsfaktor" in Informationsgesellschaften entdeckt hätten. Würden Anforderungen an ein US-Bundesgesetz, den Microsoft als neunseitiges Whitepaper (DOC-Datei) im November zusammengefasst hat, verwirklicht, könnten die USA mit Europa in Sachen Datenschutz gleichziehen oder gar Länder wie Deutschland überholen. Hierzulande befürchten Experten eine Erosion des Datenschutzes, insbesondere seit Abschluss des Koalitionsvertrags von CDU/CSU und SPD.

Einen weiteren Anstoß für die Gesetzesinitiative von Microsoft gab die Sorge um schwindendes Vertrauen der Internet-Nutzer und einhergehende Umsatzrückgänge im Online-Business. Um Datensicherheit der Nutzer zu erhöhen, hatten US-Senatoren im Sommer ein Gesetz gegen Identitätsdiebstahl und Cyberbetrug angestrengt. Legt man die Ergebnisse einer US-Studie über die Kosten durch Identitätsdiebstahl in Unternehmen zugrunde, waren bis Mitte November hochgerechnet 23 Millionen erwachsene US-Bürger vom Verlust oder Diebstahl ihrer persönlichen Daten betroffen. Indes kommt eine Studie von ID Analytics zu dem Schluss dass nur ein geringer Teil gestohlener oder versehentlich preisgegebener sensibler Kundendaten für kriminelle Aktivitäten missbraucht wird. (ssu)