"Wir sind die Urheber!": Kritik an Künstleraufruf

Die Kritik an dem Aufruf "Wir sind die Urheber!" wird in den unterschiedlichsten Formen geäußert. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass eine Reform des Urheberrechts angestrebt wird, nicht dessen Abschaffung.

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Die seit Wochen anhaltende Debatte über das Urheberrecht in Deutschland hat mit der Kampagne "Wir sind die Urheber!" wieder an Fahrt gewonnen. In dem offenen Brief verteidigen mittlerweile mehrere hundert Künstler das Urheberrecht. Gleichzeitig fordern sie dessen Anpassung an die Bedingungen des einfachen Zugangs zu Produkten des geistigen Eigentums. Auch die Verwertungsgesellschaft Wort hat inzwischen Stellung bezogen.

In zwei Erklärungen wenden sich derzeit Bürger und Künstler gegen diesen Aufruf. So hat der Medienpädagoge Thomas Pfeiffer die Erklärung "Wir sind die Bürgerinnen und Bürger" initiiert und dafür bereits hunderte Unterzeichner gefunden. Gefordert werden darin neue rechtliche Rahmenbedingungen, die die Interessen der Urheber wahren und von der Gesellschaft als gerecht empfunden werden.

Auf Initiative des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch wurde gemeinschaftlich die Erklärung "Auch wir sind Urheber/innen!" erstellt, die direkt auf die Künstlerinitiative reagiert. Hier wird betont, wie in dem offenen Brief "Wir sind die Urheber!" Schaffensprozesse ausgeblendet werden, die durch das Internet überhaupt erst ermöglicht werden. Kulturschaffende sollten dank des Urheberrechts selbstverantwortlich über ihre Schöpfungen verfügen, jedoch in einem Ausmaß, das den Interessen der Kulturgemeinschaft nicht widerspricht.

Ausführlich ist die Reaktion des Musikers Bruno Kramm, der sich für die Piratenpartei mit dem Urheberrecht beschäftigt. In einem Beitrag für die taz verweist er auf die "falsche Gleichstellung" des Kopierens und des Diebstahls, bevor er über Kunst und Kultur referiert. Außerdem breitet er Lösungsvorschläge für die künftige rechtliche Regelungen sowie mögliche Geschäftsmodelle aus.

Volker Kauder im Bundestag

(Bild: Deutscher Bundestag / Thomas Imo/photothek.net)

In einem Gastbeitrag auf Spiegel Online äußert sich der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, zu der Debatte. Auch er plädiert für einen fairen Interessenausgleich, eine Aussöhnung zwischen Internet und dem Schutz des geistigen Eigentums. Kritik übt er an der angeblichen Schockstarre der Parteien angesichts des Erstarkens der Piraten mit ihrem Markenzeichen, der "angeblich so schöne[n] grenzenlose[n] Freiheit des Internets". (mho)