BSA: "Es gibt noch viel zu tun"

Georg Herrnleben, Senior Director EMEA bei der BSA, ĂĽber die Auswirkungen von Raubkopien auf die IT-Branche und die Entwicklung von Schattenwirtschaft und Piraterierate in den letzten Jahren.

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Von
  • Marzena Sicking

Georg Herrnleben, Senior Director EMEA bei der BSA, äußert sich im Interview mit Heise zu den Ergebnissen der aktuelle Piraterie-Studie.

66 Prozent der Nutzer greifen nach eigener Auskunft niemals zu Raubkopien. Ist der Anteil derer, die es doch tun, im Umkehrschluss nicht noch immer erschreckend hoch?

Georg Herrnleben: Leider ja. Das gilt umso mehr, als diejenigen Software-Anwender – mehrheitlich männlich und jung –, die sich zu Raubkopien bekennen, diejenigen sind, die im Vergleich zum Rest mehr Software aller Art auf ihren Rechnern installieren – 55 Prozent mehr, um genau zu sein.

Welche Programme landen nach Ihrer Erfahrung denn am häufigsten als Raubkopie auf dem Rechner?

Georg Herrnleben: Diejenigen, die die Anwender brauchen – und das sind auch diejenigen, die gekauft werden. Die Top 10 der raubkopierten Software sind übrlicherweise deckungsgleich mit den Top 10 der legalen Verkaufscharts.

Die User, die ihre Programme bezahlen, haben weniger Angst vor den rechtlichen Folgen, sondern viel häufiger moralische Bedenken. Werten Sie das als Erfolg ihrer Aufklärungskampagnen?

Georg Herrnleben: Zum einen ja, zum anderen ist das Thema Urheberrecht zur Zeit sehr aktuell. Viele Menschen machen sich – angeregt von öffentlichen Statements von Künstlern, Musikern und anderen Kreativen – Gedanken über die Fairness, die kreativen Leistungen und das geistige Eigentum dieser Menschen gerecht zu entlohnen.

Wenn die Angst vor rechtlichen Folgen so gering ist: sind die Gesetze gegen Raubkopien dann Ihrer Ansicht nach noch zu lasch?

Georg Herrnleben: Deutschland hat im internationalen Vergleich einen sehr guten Rahmen zum Schutz des geistigen Eigentums bei Software. Doch es gibt noch viel zu tun, gerade bei der Harmonisierung der internationalen Gesetzgebung und der Strafverfolgung, sowohl national als auch grenzĂĽberschreitend.

Welche Folgen hat die Entwicklung der Schattenwirtschaft fĂĽr die deutsche IT-Branche?

Georg Herrnleben: Sie behindert Wachstum und Innovation. Dabei ist die Schattenwirtschaft nur der Gipfel des Eisberges: IDC schätzt, dass für jeden Euro, der hier fehlt, 3 bis 4 Euro zusätzlich an begleitenden Ausgaben wegfallen – etwa für Support, Werbung, Handel. Branchen also, die ganz unmittelbar der deutschen Wirtschaft zugutekommen.

Wie beurteilen Sie die aktuellen Zahlen im Vergleich mit der Entwicklung in den letzten Jahren?

Georg Herrnleben: Der leichte relative Rückgang von 27 auf 26 Prozent Piraterierate ist ermutigend, aber dass gleichzeitig die Schattenwirtschaft weiter wächst (von rund 1,6 im letzten auf 1,7 Mrd. Euro in diesem Jahr) zeigt, dass das Problem noch mehr Aufmerksamkeit braucht. (gs)