LTE im iPad: Frühstart mit Spätfolgen

Dass das neue iPad LTE-seitig nur für den US-Markt ausgelegt ist, zog reichlich Unverständnis nach sich. Genau besehen hatte Apple aber kaum eine andere Wahl.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Wenn in meinem Freundeskreis das Gespräch aufs Thema kommt, sind beide sofort wieder da: Das Stirnrunzeln und die Unverständnis darüber, dass das neue iPad zwar schon LTE an Bord hat, aber nur in den 700- und 2100-MHz-Bändern der USA funkt. Die hiesigen LTE-Netze in den 800-, 1800- und 2600-MHz-Bändern sieht das gute Stück gar nicht. Genau besehen hatte Apple aber kaum eine andere Wahl, denn während in Europa die vierte Mobilfunkgeneration erst langsam Fuß fasst, hat sie in Nordamerika längst Fahrt aufgenommen.

Das liegt hautpsächlich daran, dass in den USA die dortige Regulierungsbehörde Funkspektrum für LTE bereits sehr früh frei gemacht hat. US-Provider nutzen diese aus der Digitalisierung der terrestrischen TV-Ausstrahlung gewonnenen Frequenzen im 700-MHz-Band bereits seit zwei Jahren für den LTE-Ausbau – und genau darauf haben viele Chip-Hersteller ihre LTE-Modems ausgerichtet.

Allein das Netz von Verizon Wireless hat Ende 2011 bereits 175 US-Bezirke mit rund 185 Millionen Menschen abgedeckt. So sind bis heute viele LTE-Geräte der ersten Stunde in Europa gar nicht am Markt, weil sie noch ebenfalls noch hauptsächlich für den US-Markt konzipiert worden sind. Als die iPad-3-Pläne reiften, war in Deutschland hingegen gerade mal die Frequenzauktion gelaufen, aus der nun die Betreiber die LTE-Netze bestücken.

Nachteilig für die iPad-3-Konzeption war auch das noch geringe Angebot an Mobilfunk-Chips. Die erste Welle der richtig sparsamen, in 28-nm-Technik gefertigten LTE-Chips trifft erst gegen Ende 2012 auf den Markt. Man kann daraus ableiten, dass für Apple der LTE-Zug in den USA schon angefahren, in Deutschland aber noch nicht mal zusammengestellt war – da hat sich der iPad-Hersteller dann für das kleine Übel entschieden und den Europäern "nur" HSPA+ mit immerhin 42,2 MBit/s zugestanden.

Erste Multiband-LTE-Chips, die sich für das 1800-MHz-Netz eignen, gibt es aber immerhin schon. Im Juni 2011 waren laut der Global Mobile Suppliers Association rund 10 Prozent der LTE-Geräte unter anderem für das 1800-MHz-Band ausgelegt. In Deutschland sind davon bisher nur wenige angekommen. Beispielsweise setzt Huawei einen im Speedstick LTE ein, den die Telekom verkauft.

Aber bald dürfte deren Zahl die der Geräte für LTE700 übersteigen und zwar auch, weil sie einfacher zu bauen sind. Je niedriger die Funkfrequenz, desto mehr neigen die Mobilfunkbausteine dazu, elektrische Störungen durch umgebende Bausteine aufzunehmen. Um dem vorzubeugen, müssen die LTE-Geräteentwickler mehr Aufwand in das Antennen-Design stecken als bei LTE1800. Weil in der Zwischenzeit auch hierzulande LTE anziehen dürfte, kann man ab Ende des Jahres mit einem iPad rechnen, das sich auch für hiesige LTE-Bänder eignet. (se)