Totgesagte leben (nicht) länger: Kein Amiga-Center in Kent

Die US-Stadt Kent hat einen Sponsorvertrag mit Amiga Inc. gekündigt, nachdem die Firma versprochene Millionensummen nicht vorweisen konnte. Unterdessen streiten sich drei Firmen um die Marken- und Vermarktungsrechte des AmigaOS 4.

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Von
  • Torsten Kleinz

Oft tot gesagt, ist die legendäre Marke Amiga immerhin noch für Vaporware gut. Die US-Stadt Kent hat einen Sponsorvertrag mit Amiga Inc. gekündigt, nachdem die Firma versprochene Millionensummen nicht vorweisen konnte. Unterdessen streiten sich drei Firmen um die Marken- und Vermarktungsrechte des AmigaOS 4.

Wie die Seattle Times berichtet, hatte Amiga der Stadt insgesamt 10 Millionen Dollar für die Sponsor-Rechte an dem neuen Eishockey-Stadion versprochen. Nachdem jedoch vor einigen Wochen Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens laut geworden waren, hatte die Stadt auf einer Zahlung von 2,5 Millionen Dollar vor Baubeginn bestanden. Da das Geld nicht eintraf, hat die Stadt den Sponsor-Vertrag mit der Computerfirma beendet und sucht nach einem neuen Geldgeber. Amiga-Chef Bill McEwen äußerte sich nicht zu dem Vorgang, auf der Homepage des Unternehmens werden immer noch die vollmundigen Pläne für das "Amiga Center at Kent" angepriesen.

Amiga hatte bei der Stadtverwaltung große Hoffnungen geweckt. Die Firma bezeichnete sich selbst als "weltweit führender Anbieter von Multimedia-Technologien" und versprach, mit ihrem IT-Know-How das Eishockey-Stadion auch in ein Technologie-Zentrum verwandeln. Doch Lokalreporter entdeckten schon bald, dass Amiga in den letzten Jahren mehrmals umfirmiert hatte und an anderen Standorten wenig mehr als unbezahlte Rechnungen hinterlassen hatte. In Kent wollte Amiga für einen regelrechten Technologie-Aufschwung sorgen, der für mehrere hundert Arbeitsplätze in der Stadt sorgen sollte. Nach Firmenangaben beschäftigt Amiga heute 79 Angestellte – die meisten davon sitzen aber bei einer kürzlich übernommenen Softwarefirma in Indien.

Die verwirrende Firmengeschichte ist derzeit auch Gegenstand heftiger rechtlicher Auseinandersetzung. Amiga Inc. hat den Softwareentwickler Hyperion Entertainment verklagt, da das belgische Unternehmen unbefugt das Betriebssystem AmigaOS 4 vermarkte. Hyperion hatte das System im Auftrag von Amiga Inc. entwickelt und im Dezember 2006 offiziell fertig gestellt. Die Belgier haben inzwischen Gegenklage gegen die jüngste Inkarnation von Amiga Inc. eingereicht, da Hyperion in einem Vertrag umfangreiche Rechte an der Marke Amiga eingeräumt worden seien, die das Unternehmen auch weiter nutzen will. In den Rechtsstreit ist im Juli auch die Firma Itec LCC eingetreten, die zwischenzeitlich die Rechte an der Marke Amiga übernommen hatte. Amiga-Fans tragen auf einer eigenen Webseite alle Gerichts-Dokumente des kuriosen Streits zusammen.

Das Betriebssystem Amiga OS 4 für PowerPC-Systeme läuft derzeit nur auf der veralteten Hardware "Amiga One", die schon seit Jahren nicht mehr im Handel ist. Das soll aber nicht so bleiben: Sowohl Amiga Inc als auch Hyperion haben – einmal wieder – neue Hardware für das Betriebssystem versprochen, das der in den letzten Jahren sehr zusammengeschrumpften Fangemeinde des Amiga zum Kauf angeboten werden soll. Die Entwicklung von Heimcomputern steht aber schon lange nicht mehr im Focus von Amiga Inc, stattdessen konzentriert sich die Firma auf die Entwicklung von Software für Mobiltelefone. (Torsten Kleinz) / (jk)