Regulierer senkt Interconnection-Preise der Swisscom
Werden künftig die Kosten für Schweizer Festnetztelefonate sinken? Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) hält das für wahrscheinlich.
Die Schweizer Konzessions- und Regulierungsbehörde im Fernmeldebereich, die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom), hat die Interconnection-Preise des Schweizer Telekommunikationsunternehmens Swisscom nachträglich für die Jahre 2000 bis 2003 um rund 30 Prozent gesenkt. Sie bestätigt damit ihre Entscheidung vom Juni 2005 weitgehend. In ihr befand die ComCom, dass die Swisscom für die Zusammenschaltung und Vermittlung von Telefonanrufen auf ihrem Festnetz von den Konkurrenten zu viel kassiert habe und senkte die Interconnection-Preise um 30 Prozent.
Nach diesem erstinstanzlichen Beschluss hatten sowohl die sich mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Swisscom als auch der Antragssteller TDC Switzerland (Sunrise) eine Verwaltungsgerichtsbeschwerde beim Schweizerischen Bundesgericht eingereicht. Der zweite Antragssteller, Verizon Switzerland (vormals MCI), verzichtete auf eine Beschwerde. Diese Beschwerden hatte das Bundesgericht am 21. April dieses Jahres teilweise gutgeheiĂźen, aber auch festgehalten, dass an der Grundsatzentscheidung der ComCom nichts zu beanstanden sei.
Swisscom wollte, dass die ComCom die Berechnungen im Teilbereich für nutzungsabhängige Dienste anpasst; Sunrise wehrte sich dagegen, einen Teil der Verfahrenskosten übernehmen zu müssen. Das Bundesgericht hatte die ComCom dazu angehalten, die Berechnungen zu ändern, was der Regulierer jetzt tat. Daneben wurde vom Bundesgericht moniert, dass die ComCom die Verfahrenskosten in zu hohem Maße auf die Parteien umgewälzt habe. Die ComCom hat nun auch diese Anweisung des Bundesgerichts umgesetzt. Die verfügten Preisreduktionen gelten vorerst nur für die beiden Antragssteller TDC/Sunrise und Verizon Switzerland.
Die ComCom geht davon aus, dass ihr Entscheid auch positive Auswirkungen auf die Endkundenpreise haben wird, da Preissenkungen im GroĂźhandel in einem Wettbewerbsumfeld in aller Regel zu Preissenkungen im Einzelhandel fĂĽhren. Der Schweizer Telecomkonzern hat fĂĽr alle Kosten aus diesem Verfahren bereits knapp 540 Millionen Franken zurĂĽckgestellt. Auch der jĂĽngste Beschluss kann von der Swisscom nochmals vor dem Bundesgericht angefochten werden. Ob das Unternehmen davon Gebrauch machen wird, ist laut Medienberichten noch nicht entschieden.
Auch andere Preise purzeln bei der Swisscom: Ab morgen mĂĽssen Festnetzkunden der Swisscom weniger fĂĽr Anrufe ins Mobilfunknetz von Orange bezahlen. Die Tarife sinken von 0,55 Franken (35 Cent) auf 0,49 Fr. (31 Cent) respektive von 0,45 Fr. (28 Cent) auf 0,39 Fr. (25 Cent) pro Minute. Die gleiche Reduktion gilt fĂĽr Anrufe aufs Mobilnetz von Coop-Mobile, da diese ebenfalls ĂĽbers Mobilnetz von Orange laufen. Swisscom Fixnet gibt damit die Senkung der TerminierungsgebĂĽhren von Orange an ihre Kunden weiter.
Bei den so genannten Terminierungsgebühren handelt es sich um den Preis, den andere Telekommunikationsanbieter wie Swisscom Fixnet für die Durchstellung eines Anrufs auf ein Mobilfunknetz zahlen müssen. Bereits im Oktober 2005 hat Swisscom Fixnet die Tarife für Anrufe aus dem Festnetz von Swisscom Fixnet ins Netz von TDC/Sunrise reduziert. Nun hat auch Orange die Terminierungsgebühren gesenkt, und zwar im gleichen Rahmen wie Sunrise. Keine Anpassung nimmt Swisscom Fixnet bei den Preisen für Anrufe in das Mobilnetz von Tele2 vor, weil deren Terminierungsgebühren unverändert hoch sind. (Tom Sperlich) / (anw)