Flipper: Tot, aber lebendig

Der Kneipenflipper ist tot, lebt aber als Emulation weiter: Nicht nur auf Smartphone und Tablets, sondern auch in virtuellen Flippern mit LC-Display als Spielfläche. Die ersten kommerziellen Anbieter stehen in den Startlöchern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Pinball Arcade setzt auf ROM-Emulation und 3D-Modelle. Der Screenshot zeigt Funhouse (1990) auf dem iPad.

Der Flipperautomat scheint mausetot zu sein: Vor wenigen Jahren standen die mannshohen Maschinen noch in etlichen Kneipen, heute findet man die wenigen öffentlich zugängliche Geräte nur noch über Verzeichnisse im Netz. Viele Teenager denken bei Flippern schon gar nicht mehr an die großen Kisten, sondern nur noch an Smartphone- oder Tablet-Spiele. Diese sind nach wie vor beliebt, zeigen zumeist allerdings nur Fantasie-Tische ohne Bezug zu echten Geräten. Der Entwickler FarSight Studios will das ändern: Seine "Pinball Arcade" simuliert Kugel und Spielfeld als 3D-Modell – Sound, Spiellogik und Punktedisplay sind waschechte Emulationen der echten Automaten-Elektronik.

Die für Android, iOS, Mac OS, Playstation 3, PS Vita und Xbox 360 erhältliche "Arcade" hat seit dem gerade veröffentlichten Update acht Tische aus den Jahren 1980 bis 2003 an Bord: Bride of Pin-bot, Cirqus Voltaire, Ripley's Believe It or Not, Black Hole, Funhouse, Medieval Madness, Theatre of Magic und Tales of the Arabian Nights. [Update] Die hohen Lizenzierungsgebühren für den populären Flipper Twilight Zone versuchen die FarSight-Entwickler zurzeit über Kickstarter zu finanzieren.

Dass die PC-Version noch auf sich warten lässt, könnte einen überaus spannenden Grund haben: Laut einer Ankündigung auf Facebook plant FarSight eine Version für sogenannte "Cabinets". In der Flipperszene sind damit virtuelle Flipperautomaten gemeint, die von außen genauso aussehen wie konventionelle Flippertische, innen aber mit Display und Computer ausgestattet sind; als Spielfläche dient beispielsweise ein 42-Zoll-Fernseher. Für Authentizität sorgen ein Bewegungssensor (für's Anruckeln) und ein mit der ROM-Emulation kommunizierender Münzprüfer.

Solche virtuellen Flipper geistern schon seit einiger Zeit durch die einschlägigen Foren, kommerzielle Software mit offiziell lizenzierten Flipper-ROMs gab es dafür aber bislang nicht. Die Flipper-Freaks nutzen deshalb Freeware-Flippersimulatoren wie Visual Pinball mit von der Community nachgebauten Flippertischen. Für die ROM-Emulation sorgt – mit unklarer Rechtssituation – VPinMAME, ein Abkömmling des bekannten Arcade-Emulators MAME. Anders als die kommerzielle FarSight-Software kann Visual Pinball allerdings keine echten 3D-Modelle darstellen – die Ergebnisse wirken trotzdem oft fotorealistisch (siehe Video oben).

Die c't-Redaktion hat aus einem alten Tri-Zone-Gerät von 1979 einen virtuellen Flipper gebaut, eine ausführliche Bauanleitung steht in c't 12/12 (ab Montag im Handel). Außerdem in der "Projekt Spielhalle"-Artikelstrecke: Ein Report über die Emulations-Szene sowie eine Bauanleitung für einen Emulations-PC im Arcade-Gehäuse. (jkj)