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Frisches Obst und gutes Blut - dank RFID

Das kalifornische Unternehmen Infratab präsentiert in Hannover den so genannten Freshtime Tag - ein patentiertes System auf RFID-Basis, mit dem sich der Frischegrad verderblicher Güter ermitteln und die Einhaltung von Kühlketten überwachen lässt.

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Einen Wettbewerbsvorteil durch Frische-Garantien möchte die Firma Infratab (Halle 6, Stand J39) ihren Kunden verschaffen. Das patentierte Produkt des kalifornischen Unternehmens heißt Freshtime Tag und besteht im Wesentlichen aus Temperatursensor, Uhr, Mikrochip, Batterie, Leuchtdioden und passivem RFID-Tag. Es wird beliebigen verderblichen Gütern wie Nahrungsmitteln, Pflanzen, Medikamenten, Blut oder Spenderorganen beigelegt und überwacht laufend deren Temperatur. Je nach Produkt wird daraus die so genannte Freshtime errechnet – ein Wert, der den verbleibenden Anteil der ursprünglichen Haltbarkeit beziffert. Mit einem RFID-Scanner kann dann nicht nur die Nummer des Tags sondern eben auch die Freshtime schnell abgefragt werden. Ist kein Scanner zur Hand, zeigen Leuchtdioden, in welche Kategorie das überwachte Gut fällt (etwa "noch über zehn Tage haltbar", "weniger als fünf Tage" oder "verdorben").

Die Abfrage des ebenfalls gespeicherten Temperaturverlaufs ist nur mit RFID möglich und dauert etwas länger als die Abfrage der aktuellen Freshtime. Der Verlauf sagt aus, wie lange eine Lieferung unterwegs war, und gegebenenfalls wann die Kühlkette unterbrochen wurde. Das ermöglicht im Schadensfall Regressforderungen an Versicherungen oder Transporteure. In entsprechend ausgestatteten Lieferketten kann auch unterwegs verdorbene Ware als solche erkannt und gleich zur Entsorgung umgeleitet werden. Bisher werden solche Probleme, wenn überhaupt, erst beim Empfänger offensichtlich. Händler wiederum könnten lagernde und alsbald wertlose Ware günstiger abverkaufen beziehungsweise besonders frische Produkte zu höheren Preisen oder an besondere Kunden abgeben.

Die Batterien sollen bis zu einem Jahr halten, die Tags etwa zehn Mal wiederverwendbar sein. Die Preise sind stark von der bestellten Stückzahl abhängig. In vierstelligen Mengen sollen etwa zehn Dollar pro Stück realistisch sein. Für Transporte in stark isolierenden Behältern, die die RFID-Frequenzen blockieren, sind Tags mit innenliegendem Sensor und außenliegender Antenne erhältlich. Auch andere Übertragungstechniken als RFID, etwa Bluetooth, würde Infratab bei entsprechender Nachfrage in die Fertigung integrieren. Die Chips werden standardmäßig auf das jeweilige Produkt voreingestellt geliefert. Wer selbst programmieren möchte, kann dafür spezielle Software und Chiffriercodes erwerben. Dieses System sei notwendig, um Veränderungen der Daten etwa durch Logistikdienstleister zu verhindern, erläutert Gary Saxer von Infratab.

Das Unternehmen sucht nun europäische Partner für Pilotprojekte. Als Referenzkunden werden die Deutsche-Post-Tochter DHL und Ocean View Flowers angeführt. Letztere Firma würde sich mit den Freshtags erfolgreich am Markt gegen aus Costa Rica importierte Billigblumen behaupten. "Die lange Anreise sieht man den Blumen zunächst nicht an", erläutert Saxer gegenüber heise online, "Ocean View kann mit den Freshtags längere Haltbarkeit garantieren und so höhere Preise durchsetzen." (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)