Bundesregierung empfiehlt: WLAN mit Bedacht einsetzen

In der zunehmenden Verbreitung von WLANs sieht die Bundesregierung keine Gefahr für die Gesundheit, auch wenn sie vorsichtshalber etwas Vorsicht empfiehlt und, wo möglich, zu drahtgebundenen LANs rät.

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Von
  • Angela Meyer

Die Bundesregierung sieht in der zunehmenden Strahlenbelastung durch WLAN keinen Anlass zu größerer Besorgnis. Die in Forschungsprojekten gemessenen Werte lägen auch im ungünstigsten Fall unter den von der EU empfohlenen Richtwerten, bei deren Einhaltung man nach den bisherigen Erkenntnissen davon ausgeht, dass Funktechnologien ungefährlich sind.

Da noch nicht alle Fragen wissenschaftlich geklärt sind, empfiehlt die Bundesregierung aber vorsichtshalber weiterhin einen möglichst sparsamen Funkeinsatz. Dies geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. Die Abgeordneten wollten darin unter anderem wissen, welche Erkenntnisse zu einer eventuellen Gefährdung durch WLAN sich aus entsprechenden Studien des Mobilfunkforschungsprogramms ableiten lassen. Darüber hinaus fragten die Grünen, wie hoch die Belastung durch WLAN in Deutschland absolut und relativ zu anderen Funkarten ist und welche Vorsorgemaßnahmen in Deutschland und der EU getroffen werden. Außerdem wollte die Fraktion wissen, welche Empfehlungen die Bundesregierung den Kommunen und insbesondere den Ländern zum WLAN-Einsatz gibt und welche Maßnahmen sie plant, um die Belastung der Bevölkerung, insbesondere der Kinder, durch hochfrequente elektromagnetische Felder zu verringern.

Laut den Antworten haben bei Messungen innerhalb des Mobilfunkforschungsprogramms selbst die Spitzenwerte von bis zu 0,2 W/qm deutlich unter dem von der EU empfohlenen Referenzwert von 10 W/qm gelegen. Bei direktem Körperkontakt – Laptop mit WLAN-Einsteckkarte auf dem Schoß – ermittelte eine weitere Untersuchung einen lokalen SAR-Wert von 0,05 W/kg, der rechnerisch unter ungünstigsten Bedingungen maximal 0,11 W/kg erreichen könnte.

Eine Überschreitung der empfohlenen SAR-Werte halte man auch unter ungünstigsten Annahmen für unwahrscheinlich. Solange diese Werte von allen Funkbelastungen gemeinsam eingehalten werden, soll es nach den bisher von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und vielen Regierungen anerkannten Forschungsergebnissen keine gesundheitlichen Auswirkungen geben, was allerdings nach wie vor von einigen Studien in Frage gestellt wird.

Den Beitrag der öffentlich zugänglichen Hot-Spots, von denen es Ende 2006 in Deutschland rund 9000 gegeben haben soll, zu der gesamten Belastung durch Funk schätzt die Bundesregierung bisher als gering ein. WLAN-Netze zu Hause oder bei der Arbeit könnten aber durchaus die stärkste Belastungsquelle unter den Funkarten sein, wenn ein "entsprechender Abstand zum Sender unterschritten wird". Wie hoch die Abdeckung mit WLAN in Deutschland insgesamt ist, kann die Bundesregierung nicht sagen. Nach einer Einschätzung der Gesamtbelastung durch Funk war nicht gefragt worden, sodass es dazu auch keine Aussage gab.

Bei der Frage nach Vorsorgemaßnahmen verweist die Bundesregierung weiterhin auf ihre Empfehlung, individuell vorzusorgen, indem man kabelgebundene Techniken benutzt, wenn man auf den Einsatz von Funk verzichten kann, um so die persönliche Belastung möglichst gering zu halten. Eine weitergehende Positionierung ließ sich die Bundesregierung nicht entlocken – nicht einmal da, wo dies eigentlich nur ihrer vorher gegebenen Empfehlung entsprechen würde. Auf die Frage, ob die Bundesregierung Kommunen bei der Einrichtung von Funknetzen unterstützt, antwortet sie nur indirekt: "Die Bundesregierung verweist für den Zugang zur Breitbandkommunikation auf alle technischen Möglichkeiten". Und zu der Frage, ob die Empfehlung des bayrischen Landtags richtig sei, in Schulen möglichst kein WLAN sondern Kabelnetze einzusetzen, "gibt die Bundesregierung keine Bewertung ab".

Gleichzeitig sieht auch die Bundesregierung aber noch Forschungsbedarf bei den Auswirkungen von Funk auf Kinder: Zurzeit laufen dazu sowohl innerhalb des Mobilfunkforschungsprogramms als auch vom Bundesumweltministerium gefördert jeweils eine Studie. Als konkrete Maßnahmen, um die Belastung der Bevölkerung und insbesondere von Kindern durch hochfrequente elektromagnetische Felder zu verringern, fördert das Bundesforschungsministerium das Programm miniWatt II und "informiert aktiv über Möglichkeiten zur Verringerung der persönlichen Exposition". Die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen werde laufend auch anhand der jeweils aktuellen Forschungsergebnisse überprüft. (anm)