Stromnetzbetreiber präsentieren ihre Ausbaupläne

Die vier großen Stromnetzfirmen Deutschlands haben erstmals einen nationalen Netzentwicklungsplan für die Energiewende vorgelegt. Unter anderem sind darin 3800 Kilometer neuer Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland vorgesehen.

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Die vier großen Stromnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW haben am Mittwoch ihren nationalen Netzentwicklungsplan (NEP) vorgestellt. Darin entwerfen die Unternehmen verschiedene Szenarien, wie das deutsche Stromnetz für die Energiewende um- und ausgebaut werden müsse. Die Netzbetreiber rechnen so unter anderem vor, dass bis 2022 etwa 3800 Kilometer neue Stromleitungen errichtet werden müssten. Bis zum 10. Juli kann die Öffentlichkeit Stellung zu den Plänen nehmen.

Die Einspeisung der sogenannten erneuerbaren Energien stellt die Netzbetreiber nach eigenen Angaben vor neue Herausforderungen. So müsse der Strom aus den norddeutschen Windkraftanlagen möglichst verlustarm bis nach Süddeutschland transportiert werden können, wobei das deutsche Stromnetz bislang nicht auf lange Distanzen ausgerichtet sei. Gleichzeitig müssten die Netze mit schwankenden Einspeisungen aus wetterabhängiger Wind- und Solarenergie fertig werden. Und der Wechsel von wenigen Großkraftwerken hin zu vielen kleinen Erzeugungsstellen wie etwa dem Bauernhof mit Solardach und Windrad sei ebenfalls in die Planung eingeflossen.

Den Hauptteil des Neubaus sollen im Leitszenario vier große Hochspannungs-Gleichstrom-Trassen (HGÜ) ausmachen. Ausgehend von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sollen insgesamt 2100 Kilometer mit einer Übertragungskapazität von 10 GW in Richtung Bayern und Baden-Württemberg verlaufen. Ferner sind 1700 Kilometer an neuen Drehstromleitungstrassen geplant. Abgesehen von den neuen Stromleitungen sollen auch 4400 Kilometer des bestehenden Höchstspannungsnetzes optimiert werden, beispielsweise durch Umrüstung der Leitungen von 220 KV auf 380 KV.

Die Netzbetreiber sprechen von Kosten in Höhe von etwa 20 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren. Der Löwenanteil davon würde auf die Netzentgelte umgelegt, so dass letztlich alle Stromkunden für die Erneuerung des Netzes zahlen müssten.

Bis 10. Juli 2012 läuft nun die Konsultationsphase, bei der alle Bürger online oder per Post Stellung zu den Plänen nehmen können. Diese Stellungnahmen sollen dann in einen zweiten, überarbeiteten Plan einfließen, der voraussichtlich in der zweiten Augusthälfte 2012 der Bundesnetzagentur vorgelegt wird. Laut Energiewirtschaftsgesetz (PDF-Datei) sind die Netzbetreiber verpflichtet, der Behörde jedes Jahr einen aktualisierten Plan vorzulegen. (axk)