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Neues Fernsehsiegel "Full HD ready" soll zur IFA eingeführt werden

c't kritisiert die Spezifikation hinter dem neuen Siegel, das das bekanntes "HD ready"-Logo ergänzen soll, als zu unspezifisch.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Die EICTA plant, ihr bekanntes "HD ready"-Logo durch ein Siegel für Full-HD-Fernseher und -Projektoren mit einer Panel-Auflösung von mindestens 1920 × 1080 Pixel zu ergänzen, berichtet c't in der kommenden Ausgabe 17/07 (ab Montag, den 6. August, im Handel). Die Industrievereinigung reagiert damit auf die technische Entwicklung seit Einführung des "HD ready"-Logos Anfang 2005. Tatsächlich findet man heute praktisch keinen HD-tauglichen Fernseher ohne dieses Logo, viele Geräte übersteigen dessen Anforderungen sogar.

Diente "HD ready" noch vornehmlich dazu, Mindeststandards für die Wiedergabe von HDTV-Sendungen auf Fernsehern und Projektoren zu setzen, konzentrierte man sich bei "Full HD ready" augenscheinlich auf die Wiedergabe hochaufgelöster Filme von Blu-ray Disc oder HD DVD. So verlangt die neue Norm beispielsweise, dass Fernseher und Projektoren auf analogen (YUV-Komponenteneingang) und digitalem kopiergeschützten Wege (HDMI oder DVI mit HDCP) nicht nur die HD-Formate 720p (Vollbilder mit 1280 × 720 Bildpunkten) und 1080i (Halbbilder mit 1920 × 1080 Bildpunkten) mit Bildwiederholraten von 50 und 60 Hertz entgegennehmen können, sondern auch die Vollbildauflösung 1080p mit beiden genannten Frequenzen.

Damit nicht genug, zeigt sich "Full HD ready" (auf den ersten Blick) voll auf der Höhe der Zeit: So müssen Fernseher und Projektoren mit dem neuen Logo auch Filme im 1080p-Format mit 24 Vollbildern pro Sekunde (24p) entgegennehmen können, wie sie auch auf den HD-Discs vorliegen. Sinn und Zweck der 24p-Verarbeitung ist die Vermeidung von mehr oder minder heftigen Rucklern bei langsamen Schwenks: HD-Disc-Player geben HD-Filme gewöhnlich stets mit einer Bildwiederholrate von 60 Hertz aus, durch das dafür nötige 3:2-Pulldown werden diese Störungen sichtbar. Mittlerweile sind aber die ersten Player auf dem Markt, die Filme im 24p-Format ausgeben können.

Hier jedoch setzt die Kritik der c't ein: "Die Anforderungen an die 24p-Verarbeitung in Fernsehern und Projektoren sind so unspezifisch, dass die Hersteller eine optimale, aber aufwendige Lösung umgehen können", lautet ein Fazit. Nach einem Positionspapier der EICTA vom 2. Juli sehe der bisherige Entwurf nur vor, das die "Full HD ready"-Fernseher die 24p-Signale entgegennehmen müssen. Bei der Frage, was mit diesen dann geschieht, ist den Herstellern indes völlig freie Hand gelassen worden. Dass sich daran noch etwas bis zum offiziellen Start ändert, ist unwahrscheinlich: Immerhin dürften die Hersteller ihre Geräte bereits nach diesem Entwurf entwickelt haben.

Ein in der kommenden c't ebenfalls erscheinder Test zeigt, dass die Bandbreite der qualitativen Umsetzung der 24p-Verarbeitung groß ist: Einige Fernseher sind heute bereits in der Lage, Kinofilme praktisch vollkommen flüssig wiederzugeben, während andere trotz vollmundiger Werbeaussagen hässliche Ruckler produzieren. In der aktuellen Fassung der "Full HD ready"- Norm könnte aber ein Fernsehgerät, das aus 24p mittels 3:2-Pulldown wieder nur ein Ruckelbild erzeugt, dennoch das neue Siegel erhalten. (nij)