Visual Studio 2012 auf der Zielgeraden

Im Zuge der Release Preview für Windows 8 ist auch der Release Candidate für Visual Studio 2012 erschienen. Einige neue Features sind seit der Beta-Version hinzugekommen, außerdem hat Microsoft nach Kritik die Benutzeroberfläche überarbeitet.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Microsoft hat im Zuge der Veröffentlichung der Release Preview für Windows 8 auch die "Release-Candidate"-Version der kommenden Entwicklungsumgebung Visual Studio 2012 zum Download freigegeben. In den bisher erschienenen Developer-Preview- und Beta-Versionen hatte Microsoft noch den Codenamen Visual Studio 11 verwendet.

Im Release Candidate (RC) haben die Entwickler die Benutzeroberfläche nochmals überarbeitet, nachdem es viel Kritik an der nahezu farblosen Gestaltung der Beta-Version gab. Microsoft bleibt jedoch dabei, komplett neue Symbole zu verwenden. Aber diese erhalten nun in der RC-Version wieder einige Farbakzente zurück. In Modellen des ADO.NET Entity Framework ermöglicht Microsoft verschiedene Farben für eine Entität im Diagramm, was frühere Versionen nicht leisteten.

Weiterhin nur spärlicher Farbeinsatz in den Symbolen und Fenstern in Visual Studio 2012: Microsoft will die Inhalte hervorstechen lassen.

Neben der optischen Gestaltung hat Microsoft weitere Features in Visual Studio eingebaut, die es in der Beta-Version noch nicht gab. So hat Microsoft die Intellisense-Unterstützung für CSS und JavaScript nochmals überarbeitet. Auch bei der Datenbindung mit Model Binding in ASP.NET-Steuerelementen erhält der Entwickler nun eine Eingabeunterstützung bei der Auswahl der Methoden. Die zahlreichen zu einem ASP.NET-Webprojekt gehörenden JavaScript-Dateien, die bisher in DLLs (Dynamic-link library) eingebettet waren, werden nun einzeln als Dateien im Webprojekt verwaltet, um diese einfacher aktualisieren zu können. Zum Browser werden sie aber zur Bandbreiteneinsparung in komprimierter und gebündelter Form gesendet.

Die schon vorhandenen Automatisierungsfunktionen für Webprojekte ("Webpublishing") erlauben nun, Einstellungen von Webhostern zu beziehen und Veröffentlichungsprofile abzuspeichern. Auch Datenbankschemamigrationen, die der Entwickler mit dem Code-First-Modell aus dem Entity Framework erstellt hat, führt das Webpublishing nun automatisch auf dem Server aus.

Microsoft verstärkt den Einsatz von Open-Source-Bibliotheken in Visual Studio. Neben jQuery gehört zukünftig auch DotNetOpenAuth für die Authentifizierung mit OpenID, OAuth and InfoCards zum Standard in Visual-Studio-Webprojekten. In der ASP.NET Web API ersetzt Microsoft den bisher verwendeten .NET-eigenen JSON-Serialisierer (JavaScript Object Notation) durch die wesentlich leistungsfähigere Open-Source-Bibliothek JSON.NET.

Das Beibehalten der bisherigen Produktkonfektionierung in Express, Professional, Premium und Ultimate hatte Microsoft schon vor knapp zwei Wochen bekannt gegeben, wobei es kostenlose Express-Versionen zukünftig nur noch für Entwickler von Windows-8-und Windows-Phone-Apps gibt. Das bisher getrennt erhältliche RAD-Werkzeug (Rapid Application Development) Visual Studio LightSwitch ist nun in Visual Studio integriert.

Einhergehend mit Visual Studio 2012 liefert Microsoft auch die Release-Candidate-Version des .NET Framework 4.5. Einige Verbesserungen hat hier die ASP.NET Web API erhalten, die nun auch Serialisierungsfestlegungen durch Datenannotionen und die Validierung von Eingabedaten für REST-Dienste (Representational State Transfer) unterstützt. Microsoft übernimmt damit Konzepte in die Web API, die bisher in anderen .NET-Bibliotheken wie ASP.NET Dynamic Data, ASP.NET MVC und WCF RIA Services zum Einsatz kamen.

Entwickler können nun für Web-API-Dienste einfacher Hilfeseiten und Unit-Tests erzeugen. ASP.NET Webforms 4.5 erlauben in der RC-Version auch das asynchrone Programmieren mit den neuen Sprachfeatures async/await in den Ereignissen einer Webseite. Mit dem neuen Control Builder Interceptor kann sich der Entwickler für beliebige ASP.NET-Steuerelemente in den Rendering-Vorgang einschalten, bei dem aus einem serverseitigen Steuerelement HTML, CSS und JavaScript für den Browser erzeugt werden. Der Entwickler kann so wesentlich mehr Einfluss auf den Umwandlungsvorgang nehmen.

Siehe dazu auch:

  • Sven Hubert; Klasse statt Masse; Neuerungen von Visual Studio 11 und Team Foundation Server 11; Artikel auf heise Developer
  • Holger Schwichtenberg; Totgesagte leben länger; Jenseits von JavaScript und HTML5: Ausblick auf .NET 4.5 und Visual Studio 11.0; Artikel auf heise Developer

(ane)