Menschenrecht auf "Mad Men"?

Der Piraten-Politiker Bruno Kramm hat sich einen Schlagabtausch mit wütenden Journalisten geliefert. Der Auslöser: Kramm rechtfertigte das Herunterladen von aktuellen US-TV-Serien mit den Menschenrechten.

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Das Recht auf Zugang zu amerikanischen TV-Serien lässt sich aus den Menschenrechten ableiten – mit dieser These hat am Samstag ein Politiker der Piraten die Besucher eines Journalistenkongresses gegen sich aufgebracht. Auch Mitdiskutant Ulrich Wickert widersprach. Am Ende entdeckten der Pirat und die Medienmacher auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche in Hamburg aber auch gemeinsame Positionen.

Bruno Kramm, Ulrich Wickert

Der Piraten-Politiker Bruno Kramm erntete wütende Zwischenrufe, als er den Zugriff auf Inhalte wie die US-Serie Game of Thrones als ein "Recht dieser Gesellschaft" bezeichnete. Das lasse sich aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ableiten. Artikel 27 gesteht jedermann das Recht zu, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen und sich an den Künsten zu erfreuen.

Der Ex-Tagesthemen-Moderator und Krimi-Autor Ulrich Wickert widersprach: "Ich habe kein Menschenrecht, die fünfte Staffel von Mad Men, die ich sehr gerne sehen würde, zu sehen. Ich muss warten, bis ich die DVD aus England bekomme." Eine sichtlich aufgebrachte Journalistin aus dem Publikum rief Kramm zu: "Das hieße doch, dass jeder Mensch das Recht hat, fünf Tageszeitungen umsonst zu bekommen, jeden Tag auf den Tisch."

Kramm ging nicht darauf ein, ob er tatsächlich ein Recht auf kostenlosen Zugriff gemeint hatte. Später erklärte er auf Nachfrage, dass es ihm "natürlich in erster Linie um die Schaffung von legalen Bezahlangeboten" gehe. Er wiederholte aber auch die bekannte Forderung der Piraten nach der Entkriminalisierung von privatem, nichtkommerziellem Filesharing.

Anschließend entdeckten Kramm und zwei seiner Mitdiskutanten, die freien Journalisten Benno Stieber und Matthias Spielkamp, gemeinsame Ziele: Die Verwertungsgesellschaften wie GEMA und VG Wort müssten reformiert werden. Außerdem beklagten sich beide Seiten über das Urhebervertragsrecht, das Urheber benachteilige und Verwerter bevorzuge.

Unterzeichner der Kampagne "Wir sind die Urheber" nahmen an der Diskussion nicht teil. Die Organisatoren erklärten, dass mehr als 20 angefragte Unterzeichner abgesagt hätten – zum Teil aus Angst vor einem "Shitstorm". (cwo)