Wesentliche Neuerungen für Linux 3.5 aufgenommen

Die Ende Juli erwartete Version enthält unter anderem Uprobes sowie Verbesserungen an der HDMI-Audio-Unterstützung des Radeon-Treibers; die RAID-5-Unterstützung für Btrfs musste draußen bleiben.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat Linus Torvalds die erste Vorabversion von Linux 3.5 freigegeben; eine offizielle Freigabe-Mail gab es allerdings bis Sonntag Nachmittag nicht. Wie üblich endet mit dem ersten RC einer neuen Kernel-Version die "Merge Window" genannte Phase, in der das Gros der Neuerungen für diese Version aufgenommenen werden – von vielleicht ein paar kleineren Nachzüglern abgesehen sollte der Funktionsumfang von Linux 3.5-rc1 daher dem entsprechen, was der für Ende Juli oder Anfang August erwartete Linux-Kernel 3.5 bieten wird.

In den knapp zwei Wochen seit der Freigabe von Linux 3.4 haben die Kernel-Entwickler unter anderem anderem die Funktion Uprobes (Userspace Probes) integriert, mit der Systemtap oder das zum Kernel gehörende Tracing-Tool "perf" das Laufzeitverhalten von Userspace-Programmen analysieren können. Zu den wichtigsten für Linux 3.5 aufgenommenen Neuerungen zählen ferner einige von Udev-Maintainer Kay Sievers vorangetriebene Umbauten an den internen Funktionen rund um das Logging, die einige Verbesserungen für die strukturierte Analyse von Ereignisprotokollen bieten sollen.

Zum Direct Rendering Manager (DRM) stießen einfache Treiber für die Grafikchips aus der 2000er-Serie von AST (ASpeed Technologies), der G200-Serie von Matrox und dem von Qemu emulierten Cirrus-Chip; sie ermöglichen das Einstellen von Bildschirmauflösung per KMS (modesetting), nutzen allerdings keine Beschleunigungsfunktionen der Grafikchips; das stellt zumindest bei den beiden zuerst genannten Grafikchips keine Verlust dar, da diese vornehmlich in Servern stecken. Der Radeon-DRM-Treiber soll HDMI-Audio bei modernen Grafikchips besser unterstützen; ferner soll der Treiber mehr Performance aus den Evergreen-GPUs kitzeln, die vornehmlich bei Grafik-Hardware der Radeon-HD-Serie 5000 zum Einsatz kommen. Zudem gab es weitere Grundlagen zur besseren Unterstützung von Hybrid-Grafik, bei der ein leistungsfähiger Grafikchip nur bei Bedarf zugeschaltet wird.

Kernel 3.5 erhielt Funktionen, um per FireWire oder UASP (USB Attached SCSI Protocol) als SCSI Target arbeiten zu können, auf das andere Systeme ("SCSI Host" in der SCSI-Nomenklatur) zugreifen können; viele Apple-Systeme bieten solch einen "FireWire target disk mode" schon länger. Auch über QLocic-Fibre-Channel-HBAs der Serien 2400, 2500 und 2600 soll Linux 3.5 als SCSI Target arbeiten können.

Das Btrfs-Dateisystem erfuhr einige Optimierungen am Writeback-Handling; die Dateisystem-eigene Unterstützung für RAID 5 und 6 blieb außen vor, weil diese noch Probleme zeigte. Der Ext4-Dateisystem kann seine Metadaten mit Prüfsummen versehen, um Datenverfälschungen zu erkennen. In das Netzwerk-Subsystem zog der "CODEL active queue management packet scheduler" ein, der einen weiteren Baustein bei der Vermeidung des als Bufferbloat bekannten Problems darstellen soll. Das ebenfalls neue "TCP connection repair" soll Probleme beim Datenverkehr im Netzwerk vermeiden, nachdem Container auf einen anderen Host verlagert wurden; die Funktionsaufrufe filternde "Seccomp Filters Mechanism" und die "User Namespace Enhancements" sollen ferner Container besser absichern. Das Kernel-Log auf heise open wird in den kommenden Wochen detailliert über diese und einige weitere Neuerungen berichten, die für Linux 3.5 aufgenommen wurden.

Update, 03.06., 20:30: Linus Torvalds hat am Sonntag Abend hiesiger Zeit eine Mail zur Freigabe von Linux 3.5-rc1 nachgereicht, in der er diese Version als "ziemlich normales Release" bezeichnet. (thl)