Swisscom stellt Vertrieb von IPTV via ADSL ein

Der VDSL-Ausbau läuft auf Hochtouren, meint der Schweizer Telekommunikationskonzern.

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Von
  • Tom Sperlich

Das größte Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom stellt den Vertrieb seines IPTV-Angebots Bluewin TV auf ADSL-Basis definitiv ein, meldete die Schweizer Handelszeitung. Die Gründe dafür, bestätigte Swisscom-Sprecher Carsten Roetz gegenüber heise online, lägen in der unzureichende Qualität des "Bluewin TV light"-Angebots unter ADSL sowie in den zu hohen Installationskosten, um den häufig unzureichenden Hausanschluss für IPTV aufzurüsten.

Das bedeutet aber keine Einstellung des kompletten IPTV-Betriebs der Swisscom. Swisscom möchte die Qualität von Bluewin TV verbessern und jetzt den VDSL-Ausbau auf Hochtouren betreiben, unterstrich Roetz. Und Kunden, die bereits einen Vertrag dafür haben, werden auch weiterhin IPTV via ADSL beziehen können. Doch werden Neukunden nur noch mit Bluewin-TV bedient, wenn bei ihnen VDSL bereits verfügbar ist, betont der Swisscom-Sprecher.

Vor fast genau drei Jahren startete der Test von Europas erstem IPTV-Projekt für rund 600 Schweizer Haushalte. Damals erklärten Swisscom und Microsoft, auf deren "Microsoft TV & IPTV Solution" Bluewin TV basiert, dass eine Bandbreite von 1,2 bis 1,5 MBit/s ausreiche, um Fernsehbilder in "Near-DVD-Quality" aus der Telefonleitung saugen zu können. Schon bald wurde die dem Kunden automatisch zur Verfügung stehende Bandbreite auf 2 MBit/s aufgestockt. Aber auch das reichte hinten und vorne nicht. Beschwerden von Zuschauern über Bildartefakte bei schnell bewegten Szenen und andere Störungen häuften sich. Zudem liefert Bluewin TV auf ADSL-Basis nur einen TV-Kanal; mit VDSL kommen zwei Streams über die Telefonleitung in die gute Stube, so dass auch gleichzeitig für einen Mitschnitt empfangen und ein anderer Kanal gesehen werden kann.

Das derzeit schnellste beziehbare VDSL-Angebot der Swisscom für Privatkunden liegt bei 15.000/1.000 kBit/s für 89 Franken (54 Euro) im Monat (die Kosten für Bluewin TV selbst kommen dann noch hinzu). Swisscom investiert bis Ende 2008 insgesamt rund 600 bis 700 Millionen Franken (rund 365 bis 424 Mio. Euro) in den Ausbau des Glasfaser- und Breitband-Netzes. Bis Ende 2007 wird das Unternehmen gemäß offizieller Planung rund 50 Prozent der Schweizer Haushalte mit der Hochgeschwindigkeits-Infrastruktur für VDSL abdecken. Laut Roetz hätten aber bereits heute ca. 65 Prozent der Haushalte (rund 2 Millionen) Zugang zu VDSL. Deshalb wolle man nun dafür sorgen, die 300.000 übrig bleibenden Haushalte, die IPTV auf ADSL-Basis nutzen, mit besserer Qualität zu verwöhnen: "Es war immer schon erklärtes Ziel, alle Kunden raschmöglichst auf die beste VDSL-Ausbaustufe zu bringen."Auch bei der Anschlussgeschwindigkeit wolle das Unternehmen dem Kunden, je nach technischen Gegebenheiten, eine Endleistung von 30 MBit/s Downstream und 8 MBit/s Upstream liefern. (Tom Sperlich) / (jk)