Gewerkschaft fordert Mindestlohn für Call-Center-Branche

Jobs in Call Centern sind nach Auffassung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di deutlich unterbezahlt.

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  • dpa

Jobs in Call Centern sind nach Auffassung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di weiterhin deutlich unterbezahlt. "Die Arbeitsbelastung ist sehr hoch, es gibt kaum Tarifverträge und es existiert keine Berufsbezeichnung", sagte der Fachbereichsleiter im Landesbezirk Berlin-Brandenburg, Andreas Sander, am Samstag in einem Gespräch mit der dpa. Er forderte zugleich die Einführung eines Mindestlohnes von "nicht unter sechs Euro" für die Branche.

Derzeit gibt es laut einer Untersuchung der Gewerkschaft in Berlin und Brandenburg rund 150 größere Call Center mit 15.000 Beschäftigten. Bundesweit sind es 6000 Firmen mit insgesamt 380.000 Mitarbeitern. Der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn liege bei fünf bis acht Euro. "Das ist viel zu wenig", betonte Sander.

Auch die Zahl der Unternehmen mit einem Betriebsrat sei weiterhin sehr niedrig. So gebe es in nur fünf Firmen in der Region eine Arbeitnehmervertretung. "Das liegt auch an der sehr bunten Mitarbeiterstruktur von der Hausfrau bis zum Akademiker. Außerdem ist die Fluktuation in der Branche sehr hoch", sagte er.

Insgesamt bewertete Sander die Entwicklung der Branche dennoch als positiv und seriös. So kündigte der Branchenverband Call Center Forum (CCF) eine Selbstverpflichtung und die Einführung eines Gütesiegels an. Der CCF ist nach eigenen Angaben mit rund 350 Mitgliedsfirmen die größte Plattform der Call-Center-Branche in Deutschland.

"Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Sander. Allerdings gebe es auch weiterhin "Drückerkolonnen". Notfalls müssten gesetzliche Regelungen wie eine Zertifizierung von Unternehmen eingeführt werden. In den kommenden Jahren rechnet der Gewerkschafter verstärkt mit Fusionen in der Branche. Auch werde die Zahl der festen Mitarbeiter weiter steigen. (dpa) / (hos)