Mannesmann: 242-Milliarden-Angebot ist "schwach"
Der feindliche Übernahmeangriff der britischen Vodafone-Gruppe auf den Mannesmann-Konzern wird zu einer Hängepartie.
Der feindliche Übernahmeangriff der britischen Vodafone-Gruppe auf den Düsseldorfer Mannesmann-Konzern wird zu einer Hängepartie. Am Freitagnachmittag vertagte der Mannesmann-Aufsichtsrat eine Entscheidung über das zweite Kaufangebot auf den 28. November. Zuvor hatte der weltgrößte Mobilfunkanbieter eine neue Offerte für Mannesmann in der Rekordhöhe von 242 Milliarden DM vorgelegt. Das Übernahmeangebot, das ein reiner Aktientausch ist und keine Barabfindung beinhaltet, ist das größte in der Industriegeschichte. Gelingt der Kauf, droht dem Düsseldorfer Konzern die Zerschlagung.
Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser empfahl den Aktionären, das zweite Vodafone-Angebot abzulehnen. Der britische Mobilfunkbetreiber hatte sein ursprüngliches Gebot um 40 Milliarden DM aufgebessert. "Das Angebot ist schwach und für unsere Aktionäre außerordentlich risikoreich", sagte Esser im Anschluss an die Aufsichtsratsitzung. Vodafone-Chef Chris Gent erklärte in London, es sei Vodafones letztes Angebot.
Die Mannesmann-Aktionäre würden bei einer Annahme des Angebotes 47,2 Prozent am Gesamtkonzern halten. Allerdings soll der Konzern schnell aufgespalten werden: Vodafone kündigte an, nach der Übernahme die Festnetz-Telefongesellschaften Mannesmann Arcor und Infostrada sowie die Mannesmann-Sparten Maschinenbau und Autotechnik an die Börsen zu bringen. Vodafone erklärte, die Fusion ermögliche Einsparungen von 500 Millionen Pfund Sterling (rund 1,5 Mrd DM) im Jahre 2003. Der Zusammenschluss werde "zu keinem Personalabbau führen".
Der Geschäftsführer der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jörg Pluta, kommentierte: "Die neue Kaufofferte ist ein außerordentlich hohes Angebot, sie wird aber keinen Erfolg haben." Er glaube auch nicht, dass Anteilseigner wie die Allianz und Hutchison Whampoa, die durch den Erwerb von Orange hinzukommen, zum Verkauf bereit sein würden. Nach einem Zusammenschluss mit Mannesmann wäre Vodafone mit mehr als 42 Millionen Kunden der größte internationale Mobilfunkbetreiber der Welt. Anfang des Jahres hatte Vodafone für den vergleichsweise bescheidenen Preis von 62 Milliarden Dollar den US-Mobilfunkriesen Airtouch gekauft.
Bundeskanzler Gerhard Schröder wandte sich gegen die feindliche Übernahme Mannesmanns. Der Pariser Zeitung "Le Monde" (Samstagausgabe) sagte er: "Die feindlichen Übernahmen zerstören die Unternehmenskultur; sie schaden dem Ziel, aber auch mittelfristig dem Jäger selbst." Er könne nur zu größter Vorsicht bei derartigen Aktionen mahnen. "Ich bin nicht gegen ausländische Beteiligungen an deutschen Unternehmen, doch gegen bestimmte Methoden, die dabei angewandt werden", sagte Schröder. (cp)