Plagiatsvorwürfe gegen neue Schrifttype in Windows Vista

Linotype hat Einspruch bei der europäischen Behörde für Marken und Geschmacksmuster gegen die neue Schrifttype Segoe UI eingelegt, die Microsoft in Windows Vista und Office 12 einsetzen will, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Satz- und Schriftfirma Linotype hat Einspruch bei der Behörde für Marken und Geschmacksmuster im spanischen Alicante gegen die neue Schrifttype Segoe UI eingelegt, die Microsoft in Windows Vista und Office 12 einsetzen will, berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Nach Ansicht von Linotype gibt es praktisch keine Unterschiede zwischen Segoe UI und Frutiger Next; nur wer sehr genau hinschaue, erkenne kleine Abweichungen bei der Ziffer "1" und dem kleinen "j".

Mit Segoe UI handelt sich Microsoft damit zum zweiten Mal Plagiatsvorwürfe wegen einer neuen Schrifttype ein. Schon die Windows-Schrift Arial sah vielen Schriftdesignern der Helvetica viel zu ähnlich. Microsoft hat Plagiatsvorwürfe immer zurückgewiesen. Die Frutiger Next ist nun eine mit Zustimmung des Designers Adrian Frutiger erfolgte Weiterentwicklung der Frutiger. Bei der Frutiger Next ist beispielsweise der "Bauch" des kleinen "a" in der normalen Laufschrift klein mit einem Bogen darüber, das kleine kursive "a" hat dagegen keinen Bogen und einen großen "Bauch". Genauso wie bei der Frutiger Next sehen auch die Buchstaben in der Vista-Schrift Segoe UI aus.

Laut Süddeutscher Zeitung will Microsoft sich nun die neue Schrifttype als Software schützen lassen – nicht etwa als Kunstform wie eine herkömmliche Schrifttype. Dagegen erhebt Linotype Einspruch – auch wenn die Firma nicht beweisen kann, dass die Schriftdateien technisch durch einfaches Kopieren der Frutiger-Next-Daten entstanden seien. Dazu brauche man die Dateien von Microsoft, die der Konzern aber nicht bereitstelle. Wurde die Frutiger Next lediglich eingescannt und nachgebaut, sei die Sache rechtlich weniger bedenklich, schreibt die Zeitung. "Das Achten von Schriftentwürfen hat ausschließlich mit Moral zu tun", kommentierte Ingo Preuß von typeforum.de die Angelegenheit gegenüber der Zeitung. (jk)