Umstrittener Y2K-Film ausgestrahlt
Viel Lärm um nichts: Im Vorfeld hatten US-amerikanische Verbände versucht, NBC von der Ausstrahlung abzubringen.
Offensichtlich reagieren US-amerikanische Firmen recht sensibel, wenn man ihre Y2K-Tauglichkeit in Zweifel zieht: Gestern Nacht strahlte NBC einen "suspense thriller" (NBC-Pressetext) zur Jahr-2000-Problematik aus. Allein auf die Ankündigung hin waren Bankenverbände und Energieunternehmen gegen den Fernsehsender Sturm gelaufen. Öffentlich wurde NBC aufgefordert, keine Panik zu schüren und lieber ein Alternativprogramm zu senden. "Wired" berichtet amüsiert: "Ohne den Film überhaupt gesehen zu haben, wurden verschiedene Industrieverbände so hibbelig wie Bill Gates, wenn er neben einer Sahnetortenfabrik steht."
Der Fernsehfilm thematisiert US-amerikanische Probleme während des Jahreswechsels. Ein Y2K-Experte versucht im Kampf gegen die Uhr, rechtzeitig ein Atomkraftwerk abzuschalten, bevor es wegen eines Y2K-Bugs seinen radioaktiven Müll in alle Winde blasen wird. Just in Windrichtung befinden sich natürlich Tochter und Frau des Helden. Erste Kritiker-Reaktionen auf den Film bestätigen die "Wired"-Einschätzung: Viel Lärm um nichts. Das unvermeidliche Happyend und eine überaus konventionelle Story sorgten für zu viel Realitätsferne, um so etwas wie Panik aufkommen zu lassen.
Verschiedene Produktionsfirmen haben bereits versucht, die Jahr-2000-Problematik filmisch zu verwerten. Mitte des Jahres kippte Warner Bros. sein Y2K-Projekt. Hinter dieser Entscheidung verbargen sich allerdings keine politischen GrĂĽnde: Die Drehbuchautoren kamen schlicht mit der Zeit nicht zurecht. (hob)