Kleine Presseschau zum IPv6 Launch Day

Neben dem technischen Erfolg des IPv6 Launch Day bei den Inhalteanbietern war der Tag auch ein mediales Ereignis, denn zahlreiche Medien berichteten über IPv6, die Technik dahinter und den Datenschutz.

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Von
  • Reiko Kaps

Das Stichwort #IPv6 belegte gestern Platz 7 in den deustchen Twitter-Charts.

Während der gestrige IPv6 Launch Day auf der technischen Seite offenbar kaum Staub aufwirbelte, fegte das bislang eher als Orchideenfach bekannte Internet Protocol Version 6 als Thema durch die Massenmedien und sozialen Netze. Der Hash-Tag #IPv6 landet etwa in der Top 10 der deutschen Twitter-Trends – genau zwischen #Betreuungsgeld und #Pressemitteilung auf Platz 7. Und die News-Suche bei Google listet rund 70.000 Verweise zu Artikeln, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden und das Stichwort IPv6 enthalten. Viele dieser Treffen sind Agenturmeldungen von dpa und dapd, die man etwa in den Online-Portalen von Lokal- und Regionalzeitungen findet.

Die Badische Zeitung beruhigt ihre Leser über die Auswirkungen des IPv6 Launch Day: "Nach dem aktuellen Standard IPv6 wird bislang aber nur ein winziger Bruchteil der Daten transportiert. Das soll sich bis zum Jahresende ändern, wenn auch die großen Internet-Service-Anbieter die Umstellung bis zu den Endkunden bringen. Internet-Nutzer müssen sich dabei keine Sorgen machen."

Diese Meinung teilt auch Zeit Online: "Das Datum 6. Juni 2012 ist nicht wirklich entscheidend für die weltweite Einführung des Internetprotokolls IPv6. Es ist ein langsamer Prozess, der sich bereits seit Jahren hinzieht und noch weitere Jahre benötigen wird, bis er abgeschlossen ist." Spiegel Online hält zusätzlich einige Handreichungen für die Leser bereit – falls doch einmal Probleme auftreten: "In seltenen Fällen könnte es dazu kommen, dass Verbindungen etwas langsamer sind – in vielen Fällen soll das Internet allerdings deutlich schneller werden. Um Störungen zu entgehen, reicht es oft aus, ein aktuelles Betriebssystem zu verwenden. Manchmal müsse laut deutschem IPv6-Rat auch eine Einstellung im Router für den Internetzugang verändert oder dessen Software aktualisiert werden."

Das Hamburger Abendblatt versucht sich an einer Erklärung für den Aufbau von IPv6-Adressen: "Die neuen, deutlich längeren IP-Adressen setzen sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Einer Kennung des Providers und der festen sogenannten MAC-Adresse des einwählenden Gerätes." Aufgrund dieser, zumindest unvollständigen, Darstellung verwundert es wenig, wenn sich Datenschützer daher um die Privatsphäre der Nutzer sorgen. "Die nach IPv6 vergebenen Internetadressen haben das Potenzial, zu Autokennzeichen für jeden Internetnutzer zu werden...", zitiert das Blatt den Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar.

Auch taz.de sorgt sich wegen IPv6 um die Privatsphäre der Internet-Nutzer, verrennt sich dabei jedoch bereits bei der Überschrift Neue Postleitzahlen für das Internet. So kennt der Autor zwar die in RFC 4941 beschriebene "Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6", scheut aber trotzdem nicht den Vergleich mit der Rufnummernunterdrückung beim Telefon: "So etwas wie die Rufnummernunterdrückung ... gibt es online nicht. Bei IPv6 bieten sogenannte Privacy Extensions angeblich Sicherheit: Jedes Gerät kann neben der fest zugewiesenen Adresse auch immer wieder neue Onlineadressen beziehen, die nur einen Tag lang gültig sind. Damit können Nutzer etwa beim Surfen im Netz nicht langfristig erfasst werden. " Auch bild.de wagt eine Interpretation der Privacy Extensions: "Für den nötigen Datenschutz soll ein Sicherheits-System zum Einsatz kommen: Die sogenannte Privacy Extension verschlüsselt die zweite Hälfte der IP-Adresse, so dass sie nicht mehr zum jeweiligen User führt." (rek)