Microsoft: Linux verkauft sich besser als Windows 98

Anwalt Michael Lacovara präsentierte ein brandneues Microsoft-Memo, wonach Linux sich in diversen Computer-Ladenketten besser verkauft als Windows 98.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Alarm bei Microsoft: Anwalt Michael Lacovara präsentierte ein brandneues Microsoft-Memo als Beweisstück im Microsoft-Prozeß, wonach Linux sich in diversen Computer-Ladenketten besser verkauft als Windows 98. Der erneute Versuch, Linux als bedrohliche Konkurrenz für Windows darzustellen, rief im Gericht allerdings nur Gelächter hervor: Während Windows mit den meisten PCs ausgeliefert werde, müßten sich die an Linux interessierten Kunden das Betriebssystem einzeln im Laden kaufen, erklärte der Belastungszeuge Franklin Fisher das Mirakel. Bereits Anfang Januar hatte Richard Schmalensee im Auftrag von Microsoft Linux die traumhafte jährliche Zuwachsrate von 960 Prozent attestiert.

Erfolgreicher war der Microsoft-Anwalt dagegen an der Browser-Front: Im Herbst 98 war der Netscape-Browser auf 22 Prozent aller im Einzelhandel verkauften Computern installiert -- beim Vertrieb über das Internet hielt der Navigator einen Marktanteil von 24 Prozent. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberater Goldman, Sachs & Co hervor, die von den Microsoft Anwälten gestern als Beweis eingereicht wurde. Nach Auffassung von Lacovara hat Microsoft dem Konkurrenten mit seinem Internet Explorer also nicht sämtliche Vertriebswege abgeschnitten. Franklin Fisher mußte denn im Kreuzverhör auch zugeben, daß eine entsprechende Aussage des ehemaligen Netscape-Chefs James Barksdale "übertrieben" gewesen sei.

Unterdessen hat am Donnerstag unter großem öffentlichen Interesse der Prozeß Bristol gegen Microsoft begonnen. Als erster Zeuge trat der technische Leiter von Bristol, Ken Blackwell, in den Zeugenstand. Er verbrachte den größten Teil des ersten Prozeßtages damit, den Geschworenen die technischen Details des Falles zu erklären. Das Kreuzverhör durch Microsoft-Anwälte begann erst am Donnerstag abend und soll heute fortgesetzt werden. Der Vorsitzende Richter im Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft, Thomas Penfield Jackson, hat erlaubt, daß die Kläger in beiden Prozessen Beweise und Informationen untereinander austauschen dürfen. Es wird erwartet, daß der Bristol-Prozeß etwa sechs Wochen dauert. (wst)