Huawei auf waghalsigem Expansionskurs

Der zweitgrößte Telekom-Ausrüster der Welt will in diesem Jahr 60 Millionen Smartphones verkaufen und auf den dritten Platz im heiß umkämpften Android-Markt aufsteigen. Selbstdesignte Chips sollen dabei helfen.

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Von
  • Carsten Meyer

Der chinesische Technologiekonzern Huawei, Chinas größtes Privatunternehmen, hat große Pläne. Nach den Netzwerken nimmt der zweitgrößte Telekom-Ausrüster der Welt jetzt die heiß umkämpfte Smartphone-Sparte ins Visier und will auch auf den Trend zum Cloud-Computing setzen. In diesem Jahr will Huawei 100 Millionen Mobiltelefone verkaufen, davon 60 Millionen Smartphones.

Für die Expansion ins Handy-Geschäft baut Huawei sogar seine eigenen Chips, die künftig auch anderen Unternehmen angeboten werden. "In Zukunft wird Huawei in der Lage sein, eigene Chiplösungen anzubieten – sei es für mobile Breitbandgeräte, Tabletcomputer oder Smartphones", sagte Vizepräsident Eric Xu.

Huawei-Samrtphone Ascend G300

Bis 2015 will der Konzern von Platz sechs zum drittgrößten Hersteller für Android-Handys aufsteigen - nach Samsung aus Südkorea und HTC aus Taiwan. Der brutale Wettbewerb auf dem Handymarkt schreckt Huawei nicht. "Wenn wir kein Geld mit Smartphones machen können, können wir immer noch Geld mit unseren Chipsatz-Angeboten machen", meint Xu. "Solange wir an jedem Smartphone-Chip verdienen, wird sich das tragen."

In diesem Jahr sollen 4,5 Milliarden US-Dollar – 20 Prozent mehr – für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. Das Unternehmen will auch seine Präsenz in Deutschland ausbauen: Die Europa-Zentrale in Düsseldorf und das Entwicklungszentrum in München sollen erweitert werden. Auf seinem größten europäischen Markt hat Huawei bereits 1600 Arbeitsplätze geschaffen.

Vor wenigen Jahren noch weitgehend unbekannt, gilt Huawei heute aber als eines der größten international tätigen chinesischen Unternehmen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in der südchinesischen Elektronik-Metropole Shenzhen operiert in 150 Ländern weltweit. 45 der 50 größten Netzwerkbetreiber arbeiten mit Anlagen von Huawei. Der Technologiekonzern ist weder staatlich noch an der Börse, sondern gehört seinen chinesischen Mitarbeitern, die Anteile halten. Mehr als 70 Prozent seiner weltweit 146.000 Mitarbeiter sind in China angestellt.

Trotz schwacher Weltkonjunktur setzt sich Huawei auch in diesem Jahr ehrgeizige Wachstumsziele: 15 bis 20 Prozent. Doch der Weg ist steinig: In den USA, Australien und zuletzt auch in Deutschland wurden angeblich nicht näher begründete "Sicherheitsbedenken" zitiert, um das Unternehmen von Aufträgen auszuschließen. Es wird auf vermeintliche Beziehungen zum chinesischen Militär verwiesen, weil Firmengründer Ren Zhengfei bis 1983 als Ingenieur in der Volksbefreiungsarmee gearbeitet hatte. Das Unternehmen sieht sich ungerecht behandelt, weil laut Huawei nie Beweise vorgelegt wurden. (cm)