WLAN-Schnüffelei bei Google Street View kein Fehler eines Einzelnen

Als im Mai 2010 herauskam, dass die Kamerawagen für das Google-Projekt Street View auch unerlaubt WLAN-Datenverkehr aufgezeichnet hatten, sprach der Konzern vom Fehler eines Einzelnen. Diese These kann Google jetzt nicht mehr aufrechterhalten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 296 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Der unerlaubte Mitschnitt von WLAN-Daten durch die Street-View-Kamerawagen von Google ist nicht auf die Fehlleistung eines einzelnen Google-Mitarbeiters zurückzuführen. Das geht aus Dokumenten der US-Telekomaufsicht Federal Communications Commission (FCC) hervor, die am Dienstag in den USA veröffentlicht wurden. Eine Sprecherin von Google sagte der New York Times, es sei ein Fehler gewesen, dass verschiedene Ingenieure versäumt hätten, ein vorhandenes Projekt-Papier zu den WLAN-Aufzeichnungen zu überprüfen. "Es ist klar, dass es sich um eine Projekt-Panne handelt."

Die Kamerawagen von Google, die Aufnahmen für den Ansichtssdienst Street View machten, speicherten von 2008 bis 2010 auch WLAN-Informationen auf ihren Fahrten. Eigentlich sollten nur die Seriennummern (MAC-Adressen) und Namen (SSID) der Hotspots aufgezeichnet werden. Tatsächlich zeichnete der WLAN-Scanner von Google aber auch den unverschlüsselten Datenverkehr aus den drahtlosen Netzwerken auf, so dass E-Mail-Fragmente und andere sensible Daten auf den Google-Festplatten landeten.

Die Affäre wurde im Mai 2010 durch eine offizielle Anfrage des Hamburger Datenschützers Johannes Caspar publik gemacht. Google sprach damals von einem Fehler eines einzelnen Mitarbeiters, der lange nicht aufgefallen sei. Die Daten seien nie verwendet worden. In dem Fall ermittelt auch die Hamburger Staatsanwaltschaft, weil Google in der Hansestadt sein Deutschland-Büro hat. Zum Ermittlungsstand konnte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch keine neuen Angaben machen.

In den nun veröffentlichten FCC-Unterlagen befinden sich eidesstattliche Erklärungen von neuen Personen, die offensichtlich als Ingenieure bei Google arbeiten. Ihre Namen sind in den Unterlagen geschwärzt. In den Stellungnahmen erklären mehrere Personen, sie hätten von dem WLAN-Aspekt zwar im Allgemeinen gewusst, könnten sich aber nicht daran erinnern, das dazugehörige Projekt-Papier gelesen zu haben. Den FCC-Dokumenten zufolge waren zwei Ingenieure darüber konkret informiert worden, dass auch unverschlüsselter Datenverkehr aufgezeichnet wird. Darunter sei auch ein Google-Mitarbeiter in einer Management-Position gewesen.

Der britische Datenschutzbeauftragte hat die Untersuchung gegen Google Street View wieder aufgenommen. Er bezog sich dabei aber auf einen FCC-Bericht vom April dieses Jahres, aus dem hervorging, dass die WLAN-Daten absichtlich gesammelt wurden. Dabei war aber noch davon ausgegangen worden, dass es sich um die Aktion eines einzelnen Google-Mitarbeiters gehandelt habe. (anw)