X11-Anwendungen unter Wayland ausführen

In einem Blog-Eintrag hat Intel-Entwickler Tiago Vignatti kürzlich den aktuellen Stand der Entwicklungen erläutert, durch die X11-Anwendungen auf Systemen mit dem designierten X.org-Ersatz Wayland laufen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

In einem Blog-Eintrag hat Intel-Entwickler Tiago Vignatti kürzlich den aktuellen Stand der Entwicklungen erläutert, durch die X11-Anwendungen auf Systemen mit dem designierten X.org-Ersatz Wayland laufen. Der Wayland-Referenz-Compositor Weston erhielt demnach für X11-Kompatibilität die Funktion Xwayland, die im Hintergrund einen X-Server startet, sobald eine X11-Anwendung sich mit ihr verbindet. Diese und später gestartete X11-Anwendungen sprechen anschließend mit dem X-Server.

Aufbau der X11-Kompatibilitätsfunktion.

(Bild: vignatti.wordpress.com )

Der X-Server kommuniziert allerdings nicht direkt mit der Grafikhardware, sondern tauscht sich über ein Xwayland-Backend und einen Xwayland-Grafiktreiber mit Xwayland in Weston aus. Ein zu Xwayland in Weston gehörender Window-Manager versorgt die auf diesem Kommunikationspfad angelieferten Bilddaten mit Rahmen und Fensterleiste und gibt sie aus. Über diesen Weg erfahren X11-Anwendung zudem von Tastatur- und Maus-Events.

Die Ausgabe auf dem Bildschirm nehmen die Xwayland-Komponenten genauso vor wie eine Wayland-Programme. Es seien keine Protokollaufrufe oder andere größere Arbeiten nötig, daher sei der Overhead des Ganzen nahe Null. Noch gearbeitet wird an der Drag-and-Drop-Unterstützung für Xwayland. Die Basis-Funktionen zum Weiterreichen von Nutzereingaben an die X11-Anwendung sollen bereits fertig sein, hier feilen die Entwickler aber noch an einigen Verbesserungen.

Durch dieses Verfahren lassen sich etwa mit Motif/Xt oder älteren Versionen von GTK+ und Qt programmierte X11-Anwendungen mit Weston ausführen. Andere Wayland-Compositoren dürften Code und Funktionsweise aufgreifen. Für Gnome-, KDE- und andere moderne Programme wird Xwayland nicht benötigt, denn aktuelle (Entwickler-)Versionen der Grafikbibliotheken GTK+ und Qt enthalten bereits Code, um die Grafik direkt an einen Wayland-Compositor wie Weston zu übergeben. (thl)