Chinesen fordern nationale Root-Zonen im Domain Name System
Chinesische Entwickler haben eigene, nationale Domain-Hierarchien für das Domain Name System vorgeschlagen, deren jeweilige Betreiber über die Vergabe von Namen sowie deren Behandlung bei DNS-Anfragen entscheidet.
Entwickler von China Telecom und China Mobilcom haben bei der Internet Engineering Task Force (IETF) einen Vorschlag für eigene, nationale Domain-Hierarchien vorgelegt. Danach könnte jeder ausreichend große Provider eine eigene Root-Zone im DNS betreiben, vorausgesetzt er erhält von der IANA eine Top-Level-Domain für diesen Zweck. Laut den Autoren widerspricht die zentrale Kontrolle über das Domain Name System (DNS) der Autonomie und Skalierbarkeit des Netzes und erlaube es nicht, mit der raschen Entwicklung Schritt zu halten. Stattdessen sollen eigene Namensräume aufgebaut werden, die über "Gateways" miteinander verbunden sind. Welche Domains in diesen Namensräumen existieren, zusätzlich eingerichtet oder anders beantwortet werden als in anderen Zonen, hängt dabei von den Entscheidungen des jeweiligen Betreibers ab.
Mit dem "Internet" hätten solche abgeschotteten Namensräume nicht mehr viel zu tun, kommentiert Hans-Peter Dittler, Geschäftsführer der Braintec Consult. "Das sind Namensstrukturen für nationale, lokale private Netze, und nicht für das offene Internet." Die Idee ähnelt nach Ansicht von Peter Koch, Vorsitzender einer des DNS-Arbeitsgruppen der IETF, früheren Konzepten für alternative Root-Zonen. Die IETF habe alternative Root-Zonen bislang ablehnt. Der neue Vorschlag ändere daran nichts, zumal eine Reihe technischer Details noch unklar seien. Allerdings gehe das Konzept der Gateways über das bislang dafür vorgeschlagene Anlegen eines Verzeichnisses mehrerer Root-Zonen hinaus. So sorge etwa das vorgeschlagene Autonomous Internet Protocol (AIP) nicht nur für einen Zerfall eines zusammenhängenden Internet, sondern schaffe durch die Gateways auch beste Möglichkeiten für die Zensur von Netzinhalten. Aus dem Vorschlag spricht allenfalls die Unzufriedenheit mit der von den USA dominierten DNS-Aufsicht und der Ansiedlung des privaten DNS-Managers ICANN in den USA. (rek)