Pannenserie bei Eurid reißt nicht ab

Bei dem Mini-Landrush zur Vergabe der während der Sunrise-Phase erfolglos beantragten Domains ist es am vergangenen Dienstag erneut zu einer Panne gekommen.

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Von
  • Monika Ermert

Die .eu-Registry Eurid in Brüssel musste erneut eine technische Panne beim turnusmäßigen Registrierstart für attraktive Sunrise-Domains einräumen. In den ersten vier Minuten des offiziellen Zeitfensters konnten am gestrigen Dienstag keine Domains registriert werden, Eurid musste den EPP-Server neu starten. Eurid bestätigte die Panne, wollte aber zu den Hintergründen keine näheren Angaben machen.

Am Dienstag jeder Woche vergibt die Organisation im Rahmen eines so genannten Mini-Landrushs die .eu-Adressen, die während der Sunrise-Phase registriert wurden, dann aber wegen mangelnder Nachweise nicht zugeteilt werden konnten. Am Dienstag vergangener Woche machten die Eurid-Server bereits für mehrere Stunden schlapp. Diesmal dauerte es zwar nur vier Minuten, bis der Registrierserver neu gestartet war, trotzdem beklagen einzelne Registrare in Deutschland eine Verzerrung des Wettbewerbs.

Bei der TAL.de GmbH in Wuppertal hatte man nach dem Ausfall gestern um 11 Uhr versucht, auf ein Backupsystem umzuschalten. Da Eurid selbst keine Fehlermeldung versandt hatte, wollte man einen möglichen eigenen Fehler ausschließen. Im Ergebnis wurde das Unternehmen dadurch komplett von der Registrierung ausgeschlossen, denn das Backupsystem nutzte eine Software-Version, die das neu Strafpunkte-System der Eurid noch nicht unterstützt. Strafpunkte erhalten .eu-Registrare seit dieser Woche immer dann, wenn sie versuchen, eine bereits registrierte .eu-Domain zu bestellen. Nach zehn solchen "Vergehen" werden die Registrare für 24 Stunden gesperrt.

Happig nennen Vertreter von Key-Systems oder der United Internet AG diesen Strafpunkte-Katalog. Die Registrare bezweifeln unisono, dass die Registrierungssysteme dadurch entlastet werden. Zudem sei es nicht gerecht, für eine zwischen Anfrage und Annahme eventuell von einem Dritten registrierte Domain eine Strafpunkt zu kassieren. Auch in anderen Fällen kann ein Registrar praktisch ohne eigenes Zutun "Punkte" sammeln. "Wenn ein Kunde bei einer Domainänderung vergisst, eine Telefonnummer einzugeben, kann das dem Registrar schon einen Strafpunkt eintragen", sagt Timo Reitnauer von Key-Systems. Mit etwas Pech könne ein Kunde durch die Abgabe entsprechend unzureichender Anträge am Tag zuvor die Teilnahme des Registrars an einem Mini-Landrush verhindern. Außerdem würden wieder einmal diejenigen bevorzugt, die sich durch eigens zum .eu-Registrierstart gegründete Unternehmensableger das Recht auf Mehrfachakkreditierungen verschafft hätten, sie könnten die Strafpunkte einfach besser verteilen.

Auch wenn die Registrare EURid den erfolgreichen .eu-Start zu Gute halten, sorgt die aktuelle Politik der Registry für einigen Unmut. "Es ist nicht gut, wenn den Registraren die sklavische Einhaltung der Regeln abverlangt wird, dann aber Eurid selbst die Vereinbarungen nicht einhalten kann", bedauert Markus Eggensperger von der United Domain AG. Der einzelne technische Lapsus ist aus seiner Sicht das kleinere Problem. Nachbessern müsse Eurid aber beim Verhältnis zu den Registraren, die immerhin Partner und Kunden seien. Auch aus dem Hause 1&1, bei dem man den gestrigen Ausfall offenbar gelassen betrachtet, heißt es, die Kommunikation zwischen Eurid und Registraren sei schwieriger als mit anderen Registries.

Informationen im Fall der technischen Pannen ließen bislang jeweils auf sich warten. Für TAL.de führte genau das zum Ausschluss von der gestrigen Registrierrunde. Geschäftsführer Matthias Klaus gehört zu denen, die nun überlegen, wie sie sich gegen Eurids jüngste Patzer zur Wehr setzen können. (Monika Ermert) / (vbr)