IBM baut Lotus Sametime zur Applikationsplattform aus

Nach jahrelangem Dornröschenschlaf gibt es bei Lotus Sametime erstmals ein großes Updates des Clients. Mit Eclipse-Technologie mausert sich die neue Version zu einer erweiterbaren Plattform.

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IBM arbeitet an einer vollständigen Modernisierung der Software Lotus Sametime. Die gestern erschienene Version 7.5 zeigt einen völlig neuentwickelten Client auf der Basis der Eclipse Rich Client Platform (RCP). Mit Hilfe von Plug-ins lässt sich diese Software nun maßschneidern. IBM hat einen Katalog solcher Erweiterungen ins Netz gestellt. Darin findet man das Who-is-who der Telefonieanbieter, etwa Avaya, Cisco, Nortel und Siemens, aber auch kleine Anbieter wie die schweizerische Iscoord, die ein IP-Softwaretelefon mit SIP-2.0-Unterstützung in Sametime integrieren.

Sametime 7.5 mit Softphone-Plug-in

Lotus Sametime ist vor allem als Instant-Messaging- und Konferenz-Software bekannt. Die Software stammt von Ubique und Databeam, zwei Software-Unternehmen, die IBM in den 90er-Jahren kaufte. Sametime arbeitet eng mit Lotus Notes zusammen, kann wahlweise aber auch mit beliebigen LDAP-Verzeichnissen betrieben werden. Während sich IBM lange auf den Lorbeeren als Marktführer bei den Unternehmenslösungen in diesem Bereich ausruhte, entstand mit dem Microsoft Live Communication Server ein ebenbürtiges Angebot, das IBM immer mehr zusetzt. Der Client wurde jahrelang sträflich vernachlässigt, der Server erhielt nur inkrementelle Verbesserungen, und das Produkt durchlitt eine zeitweise Umbenennung zu "Lotus Instant Messaging and Web Conferencing". Zur Lotusphere 2006 sagte Entwicklungschef Craig Heyman: "Seit wir Sametime wieder Sametime nennen, haben wir wieder daran gearbeitet".

Den neuen Sametime-Client sollte es ursprünglich für Linux, Mac und Windows geben. Kurz vor Fertigstellung machte IBM dann einen Rückzieher und veröffentlichte nur die Versionen für Linux und Windows. Der Mac-Client war zu fehlerbehaftet und soll erst mit dem ersten Maintenance-Release erscheinen. Auch die Serverseite ist noch nicht ganz fertig. So hatte IBM bereits im Januar angekündigt, an einer Anbindung öffentlicher IM-Netze von AOL, Google und Yahoo zu arbeiten. Das dafür erforderliche Gateway ist jedoch bisher weder veröffentlicht noch im Betatest. Entsprechend den Kundenanforderungen wird IBM Sametime-Communities auf diesem Gateway an die öffentlichen IM-Netzwerke anschließen und damit eine Protokollierung der Nachrichten ermöglichen.

Mit Sametime 7.5 schließt der Client wieder zu den teilweise frei verfügbaren Clients aus dem Consumerbereich auf. Nachrichten werden auf korrekte Rechtschreibung geprüft und lassen sich formatieren oder mit Emoticons versehen. Eine integrierte Screenshot-Funktion erleichtert die Zusammenarbeit. Darüber hinaus zeigt die Software Kontaktdetails aus dem LDAP-Verzeichnis inklusive eines Photos des Kommunikationspartners an.

Wenn Lotus-Chef Mike Rhodin in der Mitteilung mit den Worten "a unified collaboration platform that includes instant messaging, Web conferencing and voice capabilities" zitiert wird, dann heißt dies keineswegs, dass man mit Sametime aufeinmal telefonieren kann. Hier ist lediglich die Fähigkeit angesprochen, Gespräche zwischen zwei Sametime-PCs zu führen. Eine Telefonintegration erfordert Plug-ins von Drittanbietern. Zudem sollte man im Auge behalten, dass Sametime 7.5 kein kleiner Chat-Client mehr ist. Eine Eclipse-Anwendung hat einen deutlich spürbaren Ressourcenbedarf, was CPU und Hauptspeicher angeht. (vowe)