Mikrowellenwaffe soll zunächst in den USA getestet werden

Das Pentagon will die Mikrowellenwaffe Active Denial System lieber erst in den USA an den eigenen Bürgern testen, bevor sie, wie eigentlich geplant, im Irak eingesetzt wird.

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Von
  • Florian Rötzer

Die als nichttödlich angepriesene und schon lange angekündigte Mikrowellenwaffe Active Denial System (ADS, PDF-Datei) sollte eigentlich in diesem Jahr ihren ersten Einsatz im Irak haben. Der für die US-Luftwaffe zuständige Staatssekretär Michael Wynne hat nun erklärt, dass neue nichttödliche Waffen wie das ADS zunächst in den USA eingesetzt werden sollten, bevor sie im Ausland in der Kriegsführung verwendet werden. Das sei besser, um einen Medienskandal im Ausland zu vermeiden: "Wenn wir diese Waffen nicht hier gegen unsere eigenen Bürger einsetzen wollen, dann sollten wir sie auch nicht in kriegerischen Konflikten verwenden. Wenn ich jemanden mit einer nichttödlichen Waffe angreife und die betroffene Person sagt, sie sei dadurch auf eine nicht beabsichtigte Weise verletzt worden, dann würde ich vermutlich in der Weltpresse verdammt werden." Die US-Luftwaffe wird keine Gelder mehr in die Entwicklung nichttödlicher Waffen investieren, bis mögliche Verletzungsprobleme von Medizinern überprüft und gelöst worden sind.

Die von der Waffe erzeugten Mikrowellen mit einer Frequenz von 95 Gigahertz werden mit einer Antenne punktgenau und mit Lichtgeschwindigkeit auf ein menschliches Ziel bis zu einer Entfernung von mehr als 500 Metern gelenkt. Die elektromagnetische Energie dringt oberflächlich in die Haut ein und erzeugt eine äußerst schmerzhafte Hitze, sodass der Angegriffene schnell und angeblich unverletzt aus dem Mikrowellenstrahl flieht.

Wie Edward Hammond vom Sunshine Project über Eingaben nach dem Informationsgesetz herausfand, wurden bislang 16 Tests, deren Ergebnisse normalerweise nicht veröffentlicht werden, mit dem System durchgeführt, das seit zwölf Jahren in Entwicklung ist. Dabei scheinen durchaus Risiken bei der Anwendung der nichttödlichen Waffe aufgetaucht zu sein. Wie sich gezeigt hat, so berichtet New Scientist, ist die Waffe für den Einsatz in Siedlungen, aber auch in der Nähe von Wasserflächen und bestimmten Böden, die Strahlen reflektieren, bedenklich. Die Flächen könnten die Energiedichte des Strahls verdoppeln und möglicherweise durch Bildung von "Hot Spots" zu Verbrennungen führen. Gefährlich könne es auch schon werden, wenn Personen schwitzen oder ein feuchtes Bekleidungsstück tragen, da dies die Wirkung verstärke. Allerdings scheint die Waffe relativ ungefährlich zu sein. Bei 9000 Testversuchen gab es nur sechs Fälle mit Brandblasen und einen Fall einer Verbrennung zweiten Grades durch eine "zufälligerweise" zu lange Aussetzung.

Der Rüstungskonzern Raytheon bietet freilich mit dem Silent Protection System inzwischen ein kleineres System, das nach Tests des Pentagon erwiesenermaßen ungefährlich sei. Und im Auftrag des US-Energieminsiteriums wird eine noch kleinere Mikrowellenwaffe entwickelt, die bereits 2008 in den USA zum Schutz von Nuklearanlagen eingesetzt werden soll.

Siehe dazu in Telepolis: (fr)